Umfrage zur Bundespräsidentenwahl:Und er ist doch der Richtige

Mehr Zuspruch in der Bevölkerung als in der Bundesversammlung: Laut Umfrage hält die Mehrheit der Deutschen Christian Wulff nun doch für die bessere Wahl. Dafür sehen sie schwarz für die Zukunft der Koalition.

Auch wenn sein Konkurrent Joachim Gauck im Vorfeld deutlich mehr Begeisterung in der Bevölkerung geweckt hat - nach seiner Wahl hat der neue Bundespräsident Christian Wulff in einer ARD-Umfrage viel Zuspruch bekommen. Der schwarze Peter bleibt an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hängen: Die langwierige Wahl ihres Kandidaten hat sie in den Augen der Mehrheit blamiert.

Angela Merkel, Christian Wulff

Angela Merkel hat die Koaliton nicht im Griff, denken drei Viertel der Deutschen. Ein schwacher Trost für sie: Dafür glaubt die Mehrheit, dass der von ihr durchgesetzte Christian Wulff ein guter Bundespräsident wird.

(Foto: ap)

Christian Wulff, der Kandidat von Union und FDP, hatte sich am Mittwoch erst im dritten Wahlgang gegen Joachim Gauck durchgesetzt, den SPD und Grüne unterstützt hatten. 58 Prozent der Befragten äußerten im ARD-DeutschlandTrend die Meinung, dass "am Ende mit Wulff der richtige Kandidat gewählt worden ist". Nur 35 Prozent finden, dass "Joachim Gauck der bessere Präsident gewesen wäre".

Dabei spielt auch das Alter des Bundespräsidenten eine Rolle: Mehr als drei Viertel der Befragten (79 Prozent) finden es gut, "dass diesmal ein jüngerer Kandidat in das Amt gewählt wurde". Christian Wulff ist gerade 51 Jahre alt geworden, Joachim Gauck ist 70.

Dass Christian Wulff ein guter Bundespräsident sein wird, denken 72 Prozent, nur 13 Prozent verneinen das. 80 Prozent sind der Meinung, dass Wulff Deutschland in der Welt gut vertreten kann. Dass der CDU-Politiker über den Parteien stehen wird, glaubt allerdings weniger als die Hälfte der Deutschen (47 Prozent). Infratest dimap hatte am Donnerstag 799 Wahlberechtigte für die repräsentative Umfrage angerufen.

Bei einer Abstimmung unter Lesern von sueddeutsche.de hatte Christian Wulff deutlich schlechter abgeschnitten als Joachim Gauck. Mehr als zwei Drittel der Umfrageteilnehmer bezweifeln Wulffs Eignung für das höchste Staatsamt. (Auch wenn die Abstimmungen bei sueddeutsche.de nicht repräsentativ sind, so geben so doch ein Stimmungsbild derjenigen wieder, die - unverbindlich und freiwillig - an den Votes teilnehmen.)

Die Verantwortung für die mühsame Wahl am Mittwoch sehen die meisten der von Infratest dimap Befragten bei der Kanzlerin: 68 Prozent finden es eine "Blamage für Angela Merkel, dass Wulff so viele Stimmen aus dem eigenen Lager nicht bekommen hat". Drei Viertel (77 Prozent) denken, dass "Angela Merkel ihre Regierungskoalition nicht mehr richtig im Griff hat". Und das hat Konsequenzen für die Regierung: Nur 31 Prozent sind der Ansicht, dass "jetzt nachdem der Bundespräsident gewählt ist, der Bundesregierung ein Neustart gelingen wird". 62 Prozent denken, dass "die Koalition aus Union und FDP nicht mehr lange halten wird".

CDU-Politiker warnen währenddessen vor einer Führungsdebatte um Angela Merkel. Der baden-württembergische Ministerpräsident Stefan Mappus sagte der Bild-Zeitung: "Wenn einer die CDU vollends in die Krise stürzen will, muss er jetzt eine Führungsdebatte um Bundeskanzlerin Merkel führen. Aber Schwarz-Gelb darf so nicht weitermachen. Wir brauchen mehr Mannschaftsgeist."

Auch Wolfgang Bosbach, der Vorsitzende des Innenausschusses im Bundestag, warnte, die CDU täte sich keinen Gefallen, wenn sie jetzt eine Debatte über Merkel begänne. Womöglich verweigerten "unsere Wahlleute" aus Unzufriedenheit mit der Koalition Wulff die Stimme, sagte Bosbach. "Also müssen wir dafür sorgen, dass wir künftig besser arbeiten als in den ersten Monaten", meinte der CDU-Politiker. "Wichtig ist, dass die politische Führung nicht nur verkündet, was entschieden wurde, sondern auch gut zuhört, was in der Bevölkerung und an der Parteibasis gedacht und gewünscht wird."

"Merkel verspielt die letzten Sympathien"

Zuhören könnte Angela Merkel beispielsweise dem Bund der Steuerzahler. Er hat die Bundeskanzlerin aufgefordert, auf den geplanten Besuch des WM-Viertelfinales der deutschen Fußballer gegen Argentinien am Samstag in Südafrika zu verzichten. "Ein solcher Flug in der momentanen Situation wäre ein völlig falsches Signal", sagte der Präsident des Steuerzahlerbundes, Karl Heinz Däke, der Passauer Neuen Presse.

"Diese Reise ist ein Unding", betonte Däke, der auf die Probleme der Bundesregierung verwies und an das geplante Sparpaket erinnerte. Eine Flugstunde mit einer Regierungsmaschine koste deutlich mehr als 10.000 Euro. "Es kann nicht sein, dass man für den Besuch eines Viertelfinales so mit Steuergeldern umgeht", sagte er. Eine solche Reise sei nur bei einem Endspiel gerechtfertigt, so Däke: "Frau Merkel verspielt sich jetzt noch die letzten Sympathien".

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