Bundespräsidentenwahl:Linke wollen Politikveränderung

Die Aufstellung Gesine Schwans zur SPD-Kandidatin für das Amt des Bundespräsidenten sorgt weiterhin für Unmut: Die Linke warnte die SPD davor, auf ihre Stimmen zu setzen.

Die linken Spitzenpolitiker Oskar Lafontaine und Gregor Gysi haben die SPD davor gewarnt, allzu leichtfertig auf die Stimmen ihrer Genossen bei der Bundespräsidentenwahl 2009 zu setzen.

"Wir lassen uns nicht über die Nachrichtenagenturen mitteilen, wen wir zu wählen haben", sagte der Linken-Fraktionsvorsitzende Gysi im Bundestag der Passauer Neuen Presse zur Ankündigung der SPD-Kandidatin Gesine Schwan, sie werbe auch um die Stimmen der Linken.

Hinzu komme, "dass Frau Schwan uns als Gruppe bezeichnet hat, die keine Antworten auf die Gegenwart hat, und Oskar Lafontaine hat sie einen Demagogen genannt. Das letztere kann man gerade noch hinnehmen, aber ich muss ihr sagen: Eine Antwort haben wir gegenwärtig wirklich nicht, nämlich wen wir wählen bei der Bundespräsidentenwahl."

Linken-Chef Lafontaine hatte am Sonntagabend in der ARD betont: "Für uns ist ja Politikveränderung das Ziel, nicht unbedingt Gesichtsveränderung beim Bundespräsidenten." Zudem wisse man gar nicht, was die SPD eigentlich will: "Der Zukunftskongress hat gezeigt, dass heilige Schwüre geleistet wurden, mit uns nicht zusammenzuarbeiten. Gleichzeitig sagt man, man braucht unsere Stimmen. Ich kann keine Strategie und kein Ziel erkennen."

In der großen Koalition sorgt die Aufstellung Schwans durch die SPD weiter für Unmut. Saar-Ministerpräsident Peter Müller (CDU) ging in einem Spiegel-Interview davon aus, dass seine Partei sich schon bald für ein vorzeitiges Ende der Koalition mit der SPD entscheiden wird.

"Schamlose CDU"

Der CSU-Landesgruppenvorsitzende Peter Ramsauer sagte der B.Z. am Sonntag, die SPD müsse in der Sitzung des Koalitionsausschusses am 11. Juni ihre Regierungsfähigkeit unter Beweis stellen.

CSU-Generalsekretärin Christine Haderthauer widersprach Müller: "Die Union ist vertragstreu. Wir werden den Wählerauftrag bis 2009 erfüllen", sagte sie dem Tagesspiegel. Dem SPD-Vorsitzenden Kurt Beck warf sie allerdings vor, er mache sich "lächerlich, wenn er mit den Linken kooperieren und mit der FDP koalieren will. Von diesem durchschaubaren Taktieren wenden sich die Wähler mit Grausen ab". Beck hatte beim Zukunftskonvent seiner Partei am Samstag in Nürnberg für eine Ampelkoalition mit FDP und Grünen nach der nächsten Bundestagswahl geworben.

Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass ("Die Blechtrommel") warf der Union Heuchelei vor: Bei der Wahl Gustav Heinemanns (SPD) zum Bundespräsidenten im Jahr 1969 hätten die Abgeordneten der NPD in der Bundesversammlung geschlossen für den CDU-Kandidaten Gerhard Schröder gestimmt, sagte der bekennende SPD-Anhänger Grass am Sonntag in Lübeck. Die CDU habe sich damals "schamlos" der NPD-Stimmen bedient, scheine das aber heute vergessen zu haben.

Der stellvertretende SPD-Bundesvorsitzende, Bundesfinanzminister Peer Steinbrück, warb mit Blick auf die weitere Zusammenarbeit in der großen Koalition für Gelassenheit: "CDU und CSU werden bei uns gelegentlich auch Stellungnahmen finden, die nicht als Florettkampf empfunden werden und uns geht das gelegentlich auch so. Aber davon ist doch die grundsätzliche Arbeit in der großen Koalition nicht berührt", sagte er.

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