Bundesfreiwilligendienst:Flüchtlinge helfen Flüchtlingen als Bufdis

Flüchtlings-Registrierung in Berlin

Eine Sprachmittlerin hilft in einer Registrierungsstelle einer Familie aus dem Irak - ab sofort können auch Asylbewerber mit gesichtertem Aufenthaltsstatus diese Aufgabe übernehmen.

(Foto: dpa)
  • Ab sofort stehen 10 000 zusätzliche Helfer des Bundesfreiwilligendienstes für die Betreuung von Flüchtlingen zur Verfügung.
  • Erstmals werden auch Asylbewerber mit gesichertem Aufenthaltsstatus eingesetzt - viele soziale Träger zögern jedoch noch, sie zu beschäftigen.

Von Constanze von Bullion, Berlin

Sie sollen Flüchtlinge aufs Amt begleiten, in der Kleiderkammer Hosen sortieren oder sich beim Übersetzen nützlich machen: 10 000 zusätzliche Helfer des Bundesfreiwilligendienstes können ab sofort von Kommunen für die Betreuung von Flüchtlingen gebucht werden. Erstmals werden auch Asylbewerber mit gesichertem Aufenthaltsstatus zur Flüchtlingshilfe eingesetzt.

Das Programm, für das die Bundesregierung bis 2018 jährlich 50 Millionen Euro zu Verfügung stellt, startet einen Monat früher als geplant, teilte Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) am Dienstag mit: "Damit unterstützen wir das Engagement für Flüchtlinge genauso wie das Engagement von Flüchtlingen, die bei uns ein neues Zuhause finden wollen."

Mehr als 37 000 "Bufdis" arbeiten in Deutschland

Beim Bundesfreiwilligendienst, der 2011 den Zivildienst abgelöst hat, können sich Menschen ab 16 Jahren für Aufgaben in sozialen oder kulturellen Einrichtungen bewerben. Sie erhalten 350 Euro im Monat, manche werden kostenlos untergebracht und verpflegt. Derzeit arbeiten 37 713 "Bufdis" in Deutschland. Nach Angaben des Bundesfreiwilligendienstes sind die Ältesten um die 80 Jahre, die meisten aber junge Leute zwischen Schule und Ausbildung.

Die zusätzlichen 10 000 Helfer, die nun Flüchtlingen helfen sollen, können auch bisherige Ehrenamtler in der Flüchtlingsbetreuung sein. Wollen sie sich um Kinder oder Jugendliche kümmern, müssen sie ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen. Hiervon ist nach Angaben des Bundesfreiwilligendienstes allerdings abzusehen, wenn ein Flüchtling, der "Bufdi" werden will, ein solches Zeugnis aus seinem Herkunftsland nicht beschaffen kann.

Flüchtlinge als Mittler zwischen Kulturen

Anerkannte Flüchtlinge und Asylbewerber mit Bleibeperspektive, die als Mittler zwischen den Kulturen eingesetzt werden und noch wenig Deutsch sprechen, können einen vierwöchigen Sprachkurs absolvieren. Ihre Einbeziehung sei "ein wichtiger Schritt, um diese Menschen schnell in unsere Gesellschaft zu integrieren", sagte die CDU-Familienpolitikerin Nadine Schön. "Sie gibt den Geflohenen das gute Gefühl, gebraucht zu werden." Schön gehört zu den Initiatoren des Konzepts, Flüchtlinge Flüchtlingen helfen zu lassen.

Schon vor Monate wies sie allerdings auch darauf hin, dass soziale Träger bisweilen noch zögerten, Asylbewerber als Mitarbeiter zu akzeptieren, auch im Ehrenamt. Immer wieder würden deutsche Helfer vorgezogen, auch wenn sie - anders als die Asylbewerber - nicht über einschlägige Sprachkenntnisse verfügten. Die CDU-Bundestagsabgeordnete schlug daher vor, für Flüchtlinge, die als "Bufdis" aktiv werden wollen, eine bestimmte Anzahl von Plätzen zu reservieren. Diese Idee allerdings setzte sich nicht durch.

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