Bürgerkrieg:USA entsenden Eliteeinheit nach Liberia

Nach erbitterten Straßenkämpfen haben die Rebellen Teile der Hauptstadt in ihre Gewalt gebracht. Die USA wollen Soldaten in das Bürgerkriegsgebiet schicken, um ihre Botschaft zu schützen. Eine Entscheidung über US-Friedenstruppen steht weiterhin aus.

Obwohl Führer der Rebellen befahlen, den Vormarsch auf das Zentrum Monrovias zu stoppen, nahmen Einheiten der Lurd (Vereinigte Liberianer für Versöhnung und Demokratie) am Sonntagabend das Diplomatenviertel Mamba Point mit schweren Waffen unter Beschuss. Das berichtete der US-Narichtensender CNN.

Zum Schutz ihrer Botschaft wollen die USA nun 41 Soldaten einer Terrorbekämpfungseinheit in das Bürgerkriegsgebiet entsenden.

Verteidigungsminister Donald Rumsfeld kommt damit einer Bitte des Botschafters John Blaney nach. Das Pentagon hatte bereits Anfang Juni 35 Soldaten in das westafrikanische Bürgerkriegsland geschickt, nachdem das Kampfgeschehen bedrohlich nah an die Botschaft in Monrovia herangerückt war.

Obwohl die Gefechte um Mamba Point in der Nacht zum Montag abflauten, flohen viele Anwohner aus dem Diplomatenviertel, in dem auch viele Hilfsorganisationen untergebracht sind. Aus dem Osten Monrovias und der Innenstadt wurden Plünderungen durch Regierungsmilizen gemeldet.

Trotz des erneuten Vorstoßes der Rebellen erklärten ihrer Führer am Wochenende, sie fühlten sich weiter an den Waffenstillstand vom 17. Juni gebunden. Allerdings soll die Waffenstillstandslinie bis zur Gabriel-Tucker-Brücke vorverlegt werden. "Wir planen keine militärische Einnahme", sagte Lurd-Funktionär Joe Wyle am Rande der Friedensgespräche in Ghana. "Aber wir können helfen, die Dinge zu beschleunigen."

"Ich werde die Stadt niemals aufgeben"

Die Rebellen verlangen, dass Staatschef Charles Taylor das Land verlässt. Dieser will jedoch nur ins Exil nach Nigeria gehen, wenn eine internationale Friedenstruppe die Sicherheit im Lande garantiert. So verkündete Taylor am Samstag: "Ich werde die Stadt niemals aufgeben. Ich werde hier bleiben und bis zum letzten Mann kämpfen."

Ein Soldat der Regierungsarmee machte US-Präsident Bush für die Entwicklung verantwortlich.

Dieser hatte grundsätzlich die Bereitschaft signalisiert, Friedenstruppen in den westafrikanischen Staat zu entsenden. Zuerst müsse Taylor jedoch das Land verlassen.

Am Sonntag riefen die USA in einem Kommuniqué des Außenministeriums Rebellen und Regierung zum Ende der Kämpfe auf. Ein Sprecher des Ministeriums sagte am späten Sonntagabend in Washington, auch die Nachbarländer müssten ihren Einfluss zur Eindämmung der Gefechte nutzen und ihre Grenzen stärker kontrollieren, um so neue Waffenlieferungen in das Bürgerkriegsland zu verhindern.

Die US-Regierung kündigte weiter eine enge Zusammenarbeit mit UN-Generalsekretär Kofi Annan und der westafrikanischen Staatengemeinschaft ECOWAS an. ECOWAS hatte Anfang Juli die Entsendung einer Friedenstruppe beschlossen, bislang jedoch noch keine Soldaten in Liberia stationiert. Annan hatte die Entsendung von mindestens 1000 Soldaten bis Ende Juli gefordert.

(sueddeutsche.de/dpa/AP/AFP)

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