Bürgerkrieg in Syrien:Wiederaufbau Syriens kostet 73 Milliarden Dollar

Lesezeit: 2 min

Zerstörte Gebäude in Maaret al-Numan im Süden Syriens: Der Wiederaufbau des Landes würde 73 Milliarden Dollar kosten, so eine Studie. (Foto: AFP)

Das vom Krieg zerstörte Syrien wieder aufzubauen, würde nach Angaben einer regierungsnahen Zeitung derzeit 73 Milliarden Dollar kosten. Durch Kämpfe und Bomben sollen bereits 1,5 Millionen Wohnungen teilweise oder ganz zerstört worden sein.

15.000 Lastwagen und 10.000 Betonmischmaschinen sowie sechs Millionen Bauarbeiter wären derzeit nötig, um die Schäden zu reparieren, die der Krieg bereits in Syrien angerichtet hat. Zu diesen Zahlen kommt zumindest eine Studie, die die regierungsnahe syrische Zeitung Al-Watan veröffentlicht hat.

Dem Bericht zufolge würden sich die Kosten für den Wiederaufbau Syriens momentan auf 73 Milliarden Dollar (umgerechnet 55,5 Milliarden Euro) belaufen. In der Studie des Immobilienexperten Ammar Jussef heißt es, durch Bombardierungen, Kämpfe und Sabotageakte in den vergangenen zweieinhalb Jahren seien bereits 1,5 Millionen Wohnungen teilweise oder vollständig zerstört worden.

Während des Bürgerkriegs wurden der den Regierungsgegnern nahe stehenden Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge bereits mehr als 110.000 Menschen getötet, darunter 40.000 Zivilisten. Nach jüngsten UN-Angaben sind mehr als zwei Millionen Menschen aus dem Land geflohen, innerhalb Syriens sind weitere 4,25 Millionen Menschen auf der Flucht.

Assads Truppen nehmen strategisch wichtige Stadt ein

Neue Meldungen verkünden derweil einen militärischen Erfolg der syrischen Truppen: Die Truppen der Regierung haben nach Angaben der Opposition die strategisch wichtige Stadt Ariha im Norden des Landes eingenommen. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte stürmten Paramilitärs unter dem Schutz von Artilleriefeuer die Stadt.

Zwar erklärten Regierungsgegner per Internet, Ariha sei noch nicht ganz eingenommen worden. Dies sei jedoch wohl nur noch eine Frage der Zeit. Ein Sieg in Ariha würde es der syrischen Regierung wieder ermöglichen, ihre Truppen in der Provinz Iblib auf dem Landweg zu versorgen.

Indien dementiert - sieht Assads Schuld nicht als erwiesen an

In der Diskussion um einen drohenden Militärschlag gegen das Assad-Regime dementiert Indien nun eine Äußerung Camerons aus der vergangenen Woche: Cameron habe in seiner Rede vor dem Parlament in London am Donnerstag Indien fälschlicher Weise in der Reihe derer aufgezählt, die von einem Giftgaseinsatz durch Syriens Führung mit Hunderten Toten überzeugt seien, teilte das indische Außenministerium mit.

In London sei daraufhin nachgefragt worden, wie Cameron zu diesem Schluss gekommen sei, und die britische Regierung habe einen "Fehler" zugegeben. Die Angelegenheit sei "informell" aus der Welt geschafft worden, hieß es aus Neu Delhi.

Cameron hatte sich am Donnerstag der Rückendeckung des Unterhauses für einen Militärschlag gegen die syrische Führung versichern wollen. Die Abgeordneten verwehrten ihm diese aber. Nun erwägen die USA und Frankreich Militäreinsätze gegen die Truppen von Staatschef Baschar al-Assad. US-Präsident Barack Obama will von 9. September an die Zustimmung des Kongresses einholen. In Frankreich soll das Parlament am Mittwoch beraten. Weder Obama noch der französische Präsident François Hollande sind letztlich aber auf eine vorherige Zustimmung der Parlamente angewiesen.

Angst vor Angriffen auf französische Soldaten

Frankreich als Hauptverbündetem der USA bei einem möglichen Militärschlag gilt als mögliches Ziel für Vergeltungsaktionen Syriens oder seiner Verbündeten. Im Gespräch mit der Zeitung Le Figaro stellte Assad allerdings klar: "Das französische Volk ist nicht unser Feind", aber im Falle eines Angriffs auf Syrien, wäre der französische Staat der "Feind". Dies hätte "negative Auswirkungen" auf französische Interessen.

Sicherheitsexperten gehen davon aus, dass sich Frankreich im Falle einer Militärintervention nicht nur dem Risiko von Anschlägen im eigenen Land ausgesetzt sähe, sondern vor allem auch im Libanon. Die radikalislamische Hisbollah im Nachbarland Syriens, die bereits an der Seite Assads im syrischen Bürgerkrieg kämpft, könnte die dort stationierten französischen Soldaten der UN-Blauhelmmission UNIFIL angreifen. Frankreich ist mit 900 Soldaten einer der Hauptbeteiligten an der Mission.

© Süddeutsche.de/AFP/Reuters/kjan - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: