Bürgerkrieg in Syrien:USA verurteilen Angriff auf Kusair

Die strategisch wichtige Kleinstadt Kusair ist wieder in der Hand des Assad-Regimes - dank der schiitischen Hisbollah aus dem Libanon, wie die USA anprangern. Die syrische Opposition warnt vor einem Massaker in der Stadt.

Die USA haben die Einnahme der syrischen Grenzstadt Kusair durch die Truppen von Machthaber Baschar al-Assad verurteilt. Die Armee habe in Kusair zahlreiche Zivilisten getötet und unvorstellbares Leid verursacht, sagte ein Sprecher von US-Präsident Barack Obama am Mittwoch.

Die Rückeroberung der Stadt sei den Assad-Truppen nur deshalb gelungen, weil sie sich auf die Unterstützung der libanesischen Hisbollah-Miliz und Irans verlassen konnten. Das Vorgehen einschließlich eines grenzüberschreitenden Angriffes des Regimes auf die libanesische Kleinstadt Arsal sei eine "eklatante" Verletzung der libanesischen Souveränität. Die USA unterstützten Libanons Sicherheit, Stabilität und Souveränität. Die Hisbollah und Iran müssten ihre Kämpfer sofort aus Syrien abziehen, forderte das Weiße Haus.

Die syrischen Rebellen haben in Kusair eine der schwersten Niederlagen seit Beginn des Aufstands vor mehr als zwei Jahren erlitten. Nach wochenlangen heftigen Kämpfen eroberten die Regierungstruppen am Mittwoch die strategisch wichtige Stadt mit Unterstützung der Hisbollah zurück. Die Entscheidung brachte eine Blitzoffensive in den frühen Morgenstunden, die die Rebellen nach mehr als einem Jahr zum Rückzug aus der Stadt an der Grenze zum Libanon zwang.

Dort wiederum sind sind nach Polizeiangaben erstmals Raketen aus Syrien in der Hisbollah-Hochburg Baalbeck eingeschlagen. Wie die Sicherheitsbehörden am Donnerstag erklärten, wurden mindestens 18 Geschosse aus dem Nachbarland auf die Stadt in der grenznahen Bekaa-Ebene im Libanon abgefeuert. Dabei sei ein Kind verletzt worden. Seit die schiitische Hisbollah-Miliz sich vor etwa zwei Wochen zu ihrem Kampfeinsatz an der Seite der Truppen des Regimes von Präsident Baschar al-Assad bekannt hat, mehren sich die Raketenangriffe auf den Libanon.

Die syrische Opposition warnte vor einem Massaker im syrischen Kusair. Die Organisation Syrischer Menschenrechtsbeobachter wies auf das Schicksal von Hunderten Verletzten hin, die sich noch in Kusair aufhielten. Die Rebellen zogen sich nach Angaben von Regimegegnern in der Nacht aus der Stadt zurück. Sie hätten dem Ansturm der Angreifer nicht mehr standhalten können, da ihnen allmählich die Munition ausgegangen sei.

Rebellen erobern Grenzübergang

Während die Rebellen die Stadt Kusair nicht halten konnten, erlangten sie doch einen anderen militärischen Erfolg. Israelischen Medienberichten zufolge wurde die syrische Seite des einzigen Grenzübergangs auf dem Golan bei der Stadt Kunaitra erobert. Die Rebellen, bei denen es sich im Bereich des Golan vor allem um Israel-feindliche Islamisten handeln soll, seien damit nur noch wenige hundert Meter von den vordersten israelischen Stellungen entfernt. Das israelische Militär bestätigte, dass die Region rings um den Übergang auf israelischer Seite zum militärischen Sperrgebiet erklärt worden sei. Bauern dürften derzeit auf keinen Fall zur Arbeit auf die Felder. Zu Angaben über israelische Truppenverstärkungen entlang der Grenze wollte sich die Regierung ebensowenig äußern wie zu Berichten, auf syrischer Seite sei ein UN-Soldat der Beobachtertruppe Undof verletzt worden.

Nach Augenzeugenberichten schlug eine Granate in einem UN-Lager auf der syrischen Seite ein. Der israelische Bauer Alex Schalom wurde von der Zeitung Jerusalem Post mit den Worten zitiert, von dem Grenzübergang steige dichter Rauch auf. Er habe israelische Militärambulanzen mit Verletzten von dem Übergang wegfahren sehen.

US-Außenminister John Kerry bekräftigte am Mittwoch die Warnungen an das Assad-Regime vor einem Chemiewaffeneinsatz in Syrien. Die Einschätzung von US-Präsident Barack Obama, dass damit eine "rote Linie" überschritten werde und Konsequenzen folgen würden, gelte weiterhin. "Die rote Linie des Präsidenten ist echt", sagte Kerry während eines Besuchs in Guatemala.

Unterdessen berichtet der US-Nachrichtensender CNN unter Berufung auf einen Beamten des Pentagon, dass drei russische Kriegsschiffe im östlichen Mittelmeer gesichtet worden seien, US-Geheimdienste halten es für möglich, dass sie Waffen für das Assad-Regime an Bord haben könnten. Darunter könnten Teile der umstrittenen S-300-Flugabwehrsysteme sein. Eine Bestätigung dafür gebe es aber nicht.

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