Bürgerkrieg in Syrien:Briten wollen Beweise für Einsatz von Chemiewaffen gefunden haben

Syrien

Die umkämpfte Syrische Stadt Aleppo: Eine Bodenprobe soll beweisen, dass in dem Konflikt chemische Waffen eingesetzt wurden.

(Foto: dpa)

Das britische Militär hat einem Bericht der Londoner "Times" zufolge Belege dafür, dass in Syrien chemische Waffen zum Einsatz gekommen sind. Den Beweis liefert demnach eine Bodenprobe, die heimlich nach Großbritannien geschafft wurde. Das britische Verteidigungsministerium hat den Bericht noch nicht bestätigt.

Die Parteien des syrischen Bürgerkriegs werfen sich schon länger gegenseitig den Einsatz von Chemiewaffen vor. Nun haben britische Militärexperten einem Zeitungsbericht zufolge forensische Beweise dafür, dass es solch einen Einsatz tatsächlich gegeben hat: Wie die Times in ihrer Samstagsausgabe unter Berufung auf Quellen aus dem Verteidigungsministerium berichtet, wurde eine Bodenprobe, die aus der Nähe von Damaskus stammen soll, heimlich nach Großbritannien gebracht und dort im Zentrum für chemische und biologische Waffen des Ministeriums untersucht.

Laut Times ist eindeutig belegt, dass es sich bei dem in der Bodenprobe befindlichen Material um einen Kampfstoff handelt. Es seien Beweise für den Einsatz "von einer Art von Chemiewaffen" entdeckt worden. Die Analysten des Verteidigungsministeriums hätten ausgeschlossen, dass es sich dabei um Tränengas oder ähnliche Mittel handelt. Den Experten sei es allerdings unmöglich zu sagen, ob die Waffen von Truppen des syrischen Machthabers Baschar al-Assad oder von Rebellen benutzt worden seien, hieß es weiter.

Das britische Verteidigungsministerium wollte den Bericht auf Anfrage nicht kommentieren. Das Außenministerium erklärte, es sei tief besorgt über den möglichen Einsatz von C-Waffen. Sollte sich dies bewahrheiten, wäre es ein "schreckliches Verbrechen", erklärte ein Sprecher.

UN-Diplomaten hatten bereits am Donnerstag erklärt, westliche Staaten hätten "harte Beweise" dafür, dass mindestens einmal chemische Waffen in Syrien eingesetzt worden seien. Details nannten sie nicht.

Reaktion der Staatengemeinschaft noch offen

Sowohl Regierung als auch Aufständische haben in dem Konflikt ein großes Interesse daran, dem Gegner einen Angriff mit Chemiewaffen zu unterstellen: Präsident Baschar al-Assad weiß, dass die Chancen auf eine Unterstützung der Rebellen schwinden, sollte an die Öffentlichkeit gelangen, die Aufständischen hätten chemische Kampfstoffe eingesetzt.

Umgekehrt setzen die Rebellen alles daran, die Schuld dem syrischen Regime zuzuschieben. Laut US-Präsident Barack Obama überschreitet ein Einsatz von Chemiewaffen seitens der Regierung eine "rote Linie". Auch die britische Regierung hatte erklärt, der "Einsatz oder die Verbreitung von Chemiewaffen würde eine entschlossene Reaktion der Staatengemeinschaft erfordern".

Dass sich Assads Regime im Besitz einer großen Menge von Kampfstoffen wie Sarin, Senfgas und VX befindet, ist weitgehend unstrittig. Über welches Waffenarsenal die syrischen Rebellen hingegen verfügen, ist unklar: Ein Kommandeur der Rebellen in Aleppo, Abdul Jabbar al-Okaidi, hatte im März noch behauptet: "Wir haben momentan nicht einmal Munition für unsere Kalaschnikows."

In einem im Dezember verbreiteten Video dagegen hatten die Kämpfer noch demonstriert, dass sie möglicherweise doch über Chemiewaffen verfügen: In dem Film ist zu sehen, wie zwei in einen Glaskasten gesperrte Hasen qualvoll an eingeleiteten Gas sterben.

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