Bürgerkrieg in Syrien:Assad-Truppen drängen Rebellen in Damaskus zurück

Mit brutaler Gewalt sollen syrische Regierungstruppen in einen von Aufständischen kontrollierten Stadtteil von Damaskus vorgedrungen sein. Die Rebellen berichten von massivem Raketen- und Artilleriebeschuss, Hunderten Geiseln und Kindern als "lebenden Schutzschildern".

Syrische Regierungstruppen sind nach Rebellenangaben in einen von Aufständischen kontrollierten Stadtteil von Damaskus eingerückt. Nach massivem Raketen- und Artilleriebeschuss von umliegenden Hügeln seien Einheiten der Republikanischen Garde mit Panzern nach Al-Kabun vorgestoßen, berichtete ein Befehlshaber der Aufständischen.

Die Soldaten hätten Hunderte Einwohner als Geiseln in einer Moschee und zwei Schulen zusammengetrieben. Außerdem hieß es, die Einheiten hätten Hausdurchsuchungen vorgenommen. Dabei hätten sie Jugendliche und Kinder als "lebende Schutzschilder" vor sich hergeschoben, berichteten die Aktivisten. Häuser von mutmaßlichen Rebellen sollen in die Luft gesprengt worden sein.

Eine Bestätigung der Berichte von unabhängiger Seite war nicht zu bekommen. Die syrische Regierung äußerte sich nicht zu den Kämpfen. Die Republikanische Garde wird von Maher al-Assad kommandiert, einem Bruder von Staatschef Baschar al-Assad.

Zu Al-Kabun gehört ein Industriegebiet, durch das die Rebellen Verbindung zu ihren Einheiten im nordöstlichen Vorort Harasta hielten. Die Truppen Assads schlugen schon bei Offensiven in den vergangenen Wochen die Aufständischen mehrfach zurück. Nach Waffenlieferungen aus Russland und Iran und mit Unterstützung der libanesischen Hisbollah-Miliz eroberten sie strategisch wichtige Gebiete zurückerobert, die Damaskus mit der Küste verbinden.

CNN zufolge erhalten derweil die radikalislamischen Al-Qaida-Truppen in Syrien Unterstützung von Taliban-Kämpfern aus Pakistan. Etwa 120 Pakistaner sollen bereits in Syrien den Kampf gegen das Assad-Regime aufgenommen haben, weitere 150 folgten diese Woche, sagte ein Kommandeur der pakistanischen Taliban dem amerikanischen Nachrichtensender.

Die Verstärkung der Islamisten könnte möglicherweise nicht nur für die syrische Regierung eine schlechte Nachricht sein, sondern auch für westlich orientierte Rebellen. Denn die Opposition in Syrien zeigte sich zuletzt stark zersplittert. Unter den Aufständischen gibt es Anzeichen von Streit zwischen den Islamisten und der vom Westen und den arabischen Ländern unterstützten Freien Syrischen Armee.

Großbritannien kündigt an, die syrische Opposition mit Schutzausrüstung gegen chemische und biologische Waffen ausstatten zu wollen. Darunter seien 5000 spezielle Gasmasken, mit denen Menschen im Falle eines Angriffes mit Giftgas für bis zu 20 Minuten unversehrt bleiben können, teilte Außenminister William Hague am Dienstag in einem Schreiben ans Parlament mit. Auch Medikamente und Ausrüstung zum Aufspüren chemischer Waffen sollen geliefert werden.

Die Ausrüstung habe einen Gesamtwert von 656 800 Pfund (755 000 Euro). Das Material werde der Nationalen Koalition übergeben, die Großbritannien als legitime Vertretung des syrischen Volkes ansieht. Regime und Opposition in Syrien beschuldigen seit längerem gegenseitig, im Bürgerkrieg Giftgas eingesetzt zu haben.

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