Bürgerkrieg in Syrien:Al-Qaida-Anführer will in Syrien islamischen Staat errichten

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Syrische Rebellen in der Nähe von Aleppo. (Foto: dpa)

Was wird aus Syrien nach dem Ende des Bürgerkriegs? Ein islamischer Staat, fordert Al-Qaida-Anführer al-Zawahiri. Die Scharia solle die Grundlage für neue Gesetze werden. Indes gehen die blutigen Auseinandersetzungen weiter - und die Unzufriedenheit mit der humanitären Hilfe aus dem Westen wächst.

Der Chef des Terrornetzwerks al-Qaida, Aiman al-Zawahiri, hat die Aufständischen in Syrien zur Schaffung eines islamischen Staates aufgerufen. "Führt euren Kampf im Namen Allahs und mit dem Ziel der Schaffung von Allahs Scharia als herrschendes System", heißt es in der am Sonntag von islamistischen Webseiten verbreiteten Audio-Botschaft.

Der "Feind" sei kurz vor dem Fall, sagte al-Sawahiri in Bezug auf Syriens Präsidenten Baschar al-Assad, dessen Truppen seit fast zwei Jahren gegen Aufständische kämpfen. Seither wurden nach UN-Schätzungen mehr als 70.000 Menschen getötet.

Es handelt sich um die erste Audio-Botschafts al-Zawahiris im Internet seit November. Darin warnt er auch Frankreich wegen dessen Vorgehen gegen Islamisten im westafrikanischen Mali. Sollten die Franzosen ihren im Januar begonnenen Einsatz dort fortsetzen, würden sie das gleiche Schicksal wie die USA im Irak und Afghanistan erleiden, sagte al-Zawahiri. Nach der Tötung von Osama bin Laden durch ein US-Spezialkommando im Mai 2011 gilt al-Zawahiri als neuer Chef des internationalen Terrornetzwerks.

Raketenangriffe in Damaskus und Aleppo

Ein Ende des blutigen Bürgerkriegs in Syrien ist indes weiterhin nicht abzusehen. Am Wochenende kamen bei landesweiten Kämpfen nach Angaben von Aktivisten etwa 200 Menschen ums Leben - in den Städten Damaskus und Aleppo schlugen Raketen und Mörsergranaten ein.

Am Sonntag trafen zwei Raketen das Viertel al-Sukkari in der nördlichen Stadt Aleppo. Nach Angaben eines Augenzeugen wurden drei mehrstöckige Gebäude vollständig zerstört. Die Helfer bargen 20 Leichen. Zwölf Schwerverletzte seien zur Behandlung in die benachbarte Türkei gebracht worden, hieß es. Insgesamt zählten die Helfer 81 Verletzte. Am Vortag waren nach Angaben staatlicher Medien mehrere Mörsergranaten im Zentrum der Hauptstadt Damaskus eingeschlagen. Im Viertel Kafr Susa sei dabei mindestens eine Frau getötet worden.

Vier italienische Journalisten verschleppt

Außerdem gab es erneut einen Übergriff auf Journalisten. Vier italienische Reporter wurden in unmittelbarer Nähe der Grenze zur Türkei verschleppt, wie Aktivisten der Opposition mitteilten. Italienische Medien berichteten, die Reporter seien von Rebellen entführt worden, die dem Terrornetzwerk al-Qaida nahe stünden. Der Grund: Sie sollen eine Militärbasis der Gruppe gefilmt haben. Die Journalisten waren italienischen Medienberichten zufolge seit Dienstag für Filmaufnahmen in dem Land unterwegs. Ihre Spur verlor sich am Donnerstag.

Immer wieder werden Journalisten im syrischen Bürgerkrieg angegriffen - von Regierungssoldaten, aber auch von Aufständischen. Am Karfreitag schossen Heckenschützen von der Hanan-Militärbasis im nordsyrischen Aleppo auf den langjährigen ARD-Fernsehkorrespondenten Jörg Armbruster. Wegen seiner schweren Verletzungen musste Armbruster sofort notoperiert werden.

ARD-Reporter macht dem Westen Vorwürfe

Nach UN-Schätzungen sind seit Beginn des Aufstandes gegen Assad im März 2011 mehr als 70.000 Menschen getötet worden. Das UN-Flüchtlingshilfswerk hat inzwischen 1,2 Millionen syrische Flüchtlinge in Nachbarländern registriert. Nach Angaben des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) sind 3,6 Millionen notleidende Menschen in Syrien dringend auf Hilfe angewiesen. In Syrien leben derzeit nach Schätzungen noch 20 Millionen Menschen.

Der ARD-Hörfunkreporter Martin Durm machte dem Westen schwere Vorwürfe. "Es fehlen Schmerzmittel, es fehlen Antibiotika, es fehlt ganz normales Verbandsmaterial, um Leid zu lindern. Und nun machen sie einer Zivilbevölkerung klar, warum der Westen das nicht leistet", sagte Durm in der SWR-Talkshow "Menschen der Woche".

Der langjährige Arabien-Korrespondent sagte, humanitäre Hilfe werde von Saudi-Arabien geliefert und von radikalen islamischen Milizen verteilt. "Sie können sich sicherlich vorstellen, mit wem dann am Ende diese leidenden Menschen im Kriegsgebiet sympathisieren werden. Nicht mit dem Westen, der sie so jämmerlich im Stich lässt, sondern mit den Islamisten."

© Süddeutsche.de/afp/dpa/mahu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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