Bürgerkrieg im Tschad:Tausende flüchten nach Kamerun

Der Angriff von Rebellen auf die tschadische Hauptstadt N'Djamena hat eine Massenflucht ins Nachbarland Kamerun ausgelöst. Das UN-Flüchtlingshilfswerk ist besorgt über die Versorgung der Menschen.

Der Angriff von Rebellen auf die tschadische Hauptstadt N'Djamena hat eine Massenflucht nach Kamerun ausgelöst. Nach Berichten von Augenzeugen im US-Nachrichtensender CNN herrscht in N'Djamena eine "schreckliche Lage".

Tschad, Reuters

Tausende Menschen flüchten über den Tschari-Fluss aus dem Tschad nach Kamerun.

(Foto: Foto: Reuters)

15.000 bis 20.000 Menschen flüchteten den Vereinten Nationen zufolge in das Nachbarland. Mitarbeiter des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) seien am Montagabend nahe der Grenze zum Tschad eingetroffen, sagte eine Sprecherin der Organisation in Genf. UNHCR-Chef Antonio Guterres äußerte sich in Paris "besorgt" über die Versorgungslage für die Flüchtlinge.

Über die Intensität der Kämpfe lagen widersprüchliche Angaben vor. In einer dramatischen Rettungsaktion brachten französische Streitkräfte in N'Djamena auch zahlreiche Bundesbürger aus der deutschen Botschaft in Sicherheit. Von dort seien auch andere Europäer, die sich in die Vertretung geflüchtet hatten, zum Flughafen gebracht worden, teilte das Auswärtige Amt in Berlin mit.

Insgesamt waren am Sonntag etwa 50 Deutsche ausgeflogen worden. Die USA evakuierten ihre Botschaft in N'Djamena, wie Außenamtssprecher Sean McCormack in Washington mitteilte.

Tschad droht dem Sudan

Bei einer Dringlichkeitssitzung verurteilte der UN-Sicherheitsrat in New York die Rebellenangriffe. In einer Präsidentenerklärung forderte das Gremium am Montag ein Ende der Gewalt und rief zur Unterstützung der tschadischen Regierung auf. Gleichzeitig rief der Rat die Nachbarstaaten zur stärkeren Zusammenarbeit auf, um die Angriffe der bewaffneten Gruppen und ihr Bestreben nach einer gewaltsamen Machtübernahme zu stoppen.

Der tschadische Außenminister Ahmat Allam-Mi drohte dem Nachbarland Sudan mit einer Militärintervention. "Wir werden in den Sudan gehen, wenn das für die Sicherheit des Tschads nötig ist", sagte Allam-Mi dem französischen Sender RFI.

N'Djamena wirft dem Sudan vor, die Rebellen ausgerüstet und bei einem Angriff auf die osttschadische Stadt Adré mit Hubschraubern unterstützt zu haben. Der Sudan weist dies zurück. Die USA forderten den Sudan auf, alle Hilfen für die Rebellen umgehend einzustellen.

Unterdessen erklärten sich die Aufständischen im Tschad grundsätzlich zum "sofortigen" Abschluss eines Waffenstillstandes bereit. Der Sprecher der Rebellen, Abderaman Koulamallah, sagte der Nachrichtenagentur AFP telefonisch, die Allianz sei sich der "Leiden der Bevölkerung bewusst" und unterstütze daher die Friedensinitiative der "Bruderstaaten" Libyen und Burkina Faso.

Einem Waffenstillstand müsse ein nationaler Dialog mit dem Ziel einer friedlichen Beilegung des Konflikts folgen, fügte Koulamallah hinzu. Die Afrikanische Union hatte am Samstag den kongolesischen Präsidenten Denis Sassou-Nguesso und den libyschen Staatschef Muammar el Gaddafi mit einer Mission beauftragt, die zu einer "friedlichen Verhandlungslösung" im Tschad führen soll.

Vorwürfe an Frankreich

Frankreich wies Vorwürfe der Rebellen zurück, auf Seiten der Regierungstruppen in die Kämpfe eingegriffen zu haben. Die französiche Armee habe "sich nicht an den Kämpfen beteiligt", sagte ein Sprecher des Generalstabs in Paris.

Angaben der Rebellenführung, Frankreich habe ihre Einheiten "bombardiert", entbehrten "jeder Grundlage". Französische Kampfflugzeuge hätten "in dieser Krise zu keinem Zeitpunkt ihre Waffen abgefeuert". Französische Soldaten würden sich in dem zentralafrikanischen Land nur verteidigen, wenn sie angegriffen würden.

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