Bürgerkrieg im Jemen: Armee vertreibt Huthis

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Die Regierungstruppen wollen den stillgelegten Flughafen der Hafenstadt Hodeidah erobert haben. Der eigentliche Knackpunkt der Schlacht bleibt jedoch die Kontrolle des wichtigen Seehafens am Roten Meer. Die UN will ihn unter internationale Kontrolle stellen.

Von Paul-Anton Krüger, Kairo

Jemenitische Truppen haben den Flughafen der Hafenstadt Hodeidah zurückerobert. Regierungstruppen hätten die Kämpfer der aufständischen Huthi-Miliz vertrieben, so ein Armeesprecher. Angeführt worden waren die Truppen von Spezialeinheiten aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). Laut Armee werden nun auf dem Gelände des seit 2015 nicht mehr arbeitenden Flughafens die Minen geräumt. Die Huthis bestritten aber, den Flughafen verloren zu haben. Ohnehin seien dessen Anlagen durch die Luftangriffe längst vollständig zerstört worden.

Augenzeugen berichteten von schweren Kämpfen, konnten aber nicht sagen, wer den strategisch wichtigen Airport halte. Die Gefechte und Luftangriffe kämen den südlichen Bezirken der Hafenstadt aber näher. Die Bewohner versteckten sich trotz der Feiertage zum Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan in den Häusern; normalerweise besuchen Muslime an diesen Festtagen die Verwandtschaft. Noch am Freitag hatten Tausende versucht, Hodeidah zu verlassen, dies erscheint den Bewohnern wegen der Kämpfe nun offenbar zu gefährlich geworden zu sein.

Die jemenitischen Truppen, die aus drei rivalisierenden Milizen und sudanesischen Söldnern bestehen, stießen an mehreren Stellen auch auf die Verbindungsstraße in die Hauptstadt Sanaa vor. So wollen sie verhindern, dass die Huthis Verstärkung nach Hodeidah bringen. Zugleich ist diese Straße zentral für Hilfslieferungen nach Sanaa und in andere Gebiete im Norden des Landes. Der Hafen von Hodeidah blieb trotz der Kämpfe geöffnet, im Vergleich zum Mai verringerte sich aber die Zahl der zur Entladung im Hafen und der im Roten Meer auf Reede liegenden Schiffe um drei Viertel. Hilfsorganisationen und die Vereinten Nationen (UN) befürchten Epidemien und eine Hungersnot in weiten Teilen des Landes, falls der Hafen wegen der Kämpfe geschlossen oder beschädigt werden sollte.

Den Hafen unter internationale Kontrolle zu stellen - das will die UN in Verhandlungen erreichen

Der UN-Sonderbeauftragte Martin Griffiths reiste nach Sanaa, um mit den Huthi-Führern über einen Waffenstillstand zu verhandeln. Die VAE fordern den Abzug der von Iran unterstützten Schiiten-Milizionäre aus dem Hafen; Griffiths will ihn unter internationale Kontrolle stellen. Dieses Modell hatte Saudi-Arabien, Führungsmacht der arabischen Militärkoalition im Jemen-Krieg, ins Spiel gebracht. Laut VAE nehmen die Huthis monatlich 30 bis 40 Millionen Dollar ein, indem sie Zölle auf eintreffende Waren erheben.

Die VAE haben aus taktischen Gründen und wegen des Drucks aus dem US-Senat bislang darauf verzichtet, in den Hafen vorzudringen. Mutmaßlich ist aber eine Landungsoperation geplant. Quellen im emiratischen Militär sagten der BBC, in Eritrea an der afrikanischen Küste des Roten Meeres stehe Verstärkung aus jemenitischen Milizionären und sudanesischen Söldnern bereit. Die USA haben die Bitte um direkte Militärhilfe abgelehnt, betanken aber Kampfflugzeuge der arabischen Koalition in der Luft und teilen Aufklärungsergebnisse mit ihr. Laut Figaro und Reuters hat Frankreich Spezialeinheiten nach Jemen entsandt; unklar war, ob diese an den Gefechten beteiligt sind. Paris will bei der Entminung des Hafens zu helfen, wenn die Kämpfe enden.

© SZ vom 18.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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