Bürgerbefragung zum öffentlichen Dienst:Stur, aber geschätzt

Faul, unflexibel, überbezahlt? Beamte hatten lange einen schlechten Ruf. Eine Bürgerbefragung zeigt nun aber: Die Menschen schätzen den öffentlichen Dienst immer mehr. Und das Ranking der angesehenen Berufe führt ein Staatsdiener an.

Von Luisa Seeling

Wer in der Google-Suchmaske die Worte "Beamte sind..." eingibt, dem schlägt die Auto-Complete-Funktion der Suchmaschine wenig Freundliches vor: "faul", "die heimlichen Reichen" und "Schmarotzer". Erst an vierter Stelle folgt, etwas gnädiger: "auch nur Menschen". Doch was an Beamten-Klischees durchs Netz geistert, hat mit ihrem tatsächlichen Ansehen nur bedingt zu tun.

Einer Umfrage zufolge sieht die Bevölkerung die Beschäftigten im öffentlichen Dienst nämlich recht positiv - und die Tendenz geht nach oben. Zu diesem Befund kommt die "Bürgerbefragung öffentlicher Dienst 2014", die das Meinungsforschungsinstitut Forsa für den DBB Beamtenbund und Tarifunion durchgeführt hat und deren Ergebnisse heute in Berlin vorgestellt wurden.

Demnach ist eine Mehrheit der Bürger zufrieden mit dem öffentlichen Dienst in Deutschland. Vor allem Beamte werden positiver wahrgenommen als noch 2007, dem ersten Jahr der Befragung: Eine Mehrheit hält sie für verantwortungsbewusst, zuverlässig, rechtschaffen und kompetent. Zwei Drittel halten Beamte für hilfsbereit, etwa die Hälfte für unbestechlich. Die Zustimmung zu Negativ-Attributen ist leicht gesunken. Das am häufigsten genannte ist "stur" - dem stimmten 45 Prozent zu, neun Prozent weniger als 2007.

Der öffentliche Dienst ist zu aufgebläht, kritisieren Befragte

Das grundsätzlich positive Ansehen des öffentlichen Diensts zeigt sich auch bei der Frage nach der Leistungsfähigkeit des öffentlichen Dienstes: 85 Prozent der Befragten gaben an, eine starke öffentliche Verwaltung sei "unerlässlich", ein Anstieg um fast zehn Prozent seit 2008. Und 63 Prozent der Befragten waren der Meinung, dass der öffentliche Dienst garantiere, dass alle Bürger mit öffentlichen Dienstleistungen versorgt würden.

Schlechter fielen die Ergebnisse im Bereich der Effizienz aus. Aussagen wie "Die öffentliche Verwaltung ist zu aufgebläht und kostet zu viel" oder "ist zu schwerfällig" fanden Zustimmungswerte von siebzig und mehr Prozent. Allerdings gab es auch hier einen Rückgang gegenüber 2008.

Mehr Vertrauen in den Staat als in den Markt

Der Vorsitzende des DBB, Klaus Dauderstädt, nannte die Ergebnisse einen erfreulichen Trend, der schon seit einigen Jahren anhalte. "Der öffentliche Dienst leistet Enormes und wird dafür respektiert", sagte er. Forsa-Chef Manfred Güllner interpretierte die Umfrageergebnisse als Ruf nach einem starken Staat, der die Bürger vor ausufernden Entwicklungen in der freien Wirtschaft schützen soll.

Er verweist auf Zahlen zum Frage-Komplex "Staat und Privatisierung": Nur 12 Prozent der Befragten seien überzeugt, dass der Markt alles richten werde - 2007 waren es noch 17 Prozent. Dauderstädt führt diese Werte auch auf das Versagen der Banken- und Aufsichtssysteme in der Weltwirtschafts- und Eurokrise zurück. "Die Skepsis gegenüber privaten Institutionen ist größer geworden." Die Menschen seien nicht mehr überzeugt, dass privatwirtschaftliche Lösungen besser seien als öffentliche Dienste.

Höchstes Ansehen für den Feuerwehrmann

Eine Zahl dürfte Deutschlands Beamte besonders freuen: Ihr Beruf hat im Ranking verglichen mit 2007 um elf Prozent zugelegt. Damals hatten nur 27 Prozent der Befragten ein hohes Ansehen vom Beamtenberuf, nun sind es 38 Prozent. Allgemein sieht der DBB Berufe des öffentlichen Diensts im Aufwind. Seit vielen Jahren unangefochten an der Spitze: der Feuerwehrmann.

Größter Aufsteiger in den vergangenen sieben Jahren: der Müllmann. Auch Lehrer und Dachdecker haben deutlich zugelegt. Schlecht kommen Manager und Politiker weg, am unbeliebtesten sind Mitarbeiter von Telefongesellschaften und Werbeagenturen sowie Versicherungsvertreter.

Die Erhebungen zum öffentlichen Dienst fanden im Mai und Juni 2014 statt. Befragt wurden etwa 2000 repräsentativ ausgewählte Bürger mithilfe computergestützter Telefoninterviews. Zusätzlich wurden etwa 1000 Angehörige des öffentlichen Dienstes nach ihrer Zufriedenheit und ihren Vorstellungen gefragt.

Linktipp:

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: