Britische Geisel in Irak ermordet:"Tony Blair hat Blut an den Händen"

Immer wieder hatte der im Irak verschleppte Ken Bigley in Videobotschaften Tony Blair um Hilfe gebeten. Vor laufender Kamera wurde der Ingenieur jetzt enthauptet. Sein Bruder forderte die britische Regierung auf, den Irak-Krieg zu beenden.

Die Familie habe "den sicheren Beweis" für den Tod des 62-Jährigen, sagte der jüngere Bruder des Verschleppten, Philip Bigley, am Freitag dem britischen Sender Sky News.

bigley irak AP

Ein Video der Entführer zeigte Bigley in einen Käfig eingesperrt, bekleidet mit einem orangenen Overall.

(Foto: Foto: AP)

Der arabische Fernsehsender Abu Dhabi TV hatte zuvor berichtet, dass Bigley von der Gruppe um den jordanischen Terroristenführer Abu Mussab el Sarkawi getötet worden sei. Dem Sender soll ein Video zugespielt worden sein, auf dem die Enthauptung Bigleys zu sehen ist.

Nach britischen Medienberichten wird auf dem Band gezeigt, wie Bigley vor seinen sechs vermummten Entführern kniet und um Gnade fleht. Dann zieht einer der Entführer ein Messer und enthauptet Bigley vor laufender Kamera. Abu Dhabi TV hatte den Film nicht aussgestrahlt. Angeblich weil die Bilder zu grausam seien.

Sarkawis Gruppe al-Tawhid wal Dschihad hatte Bigley zusammen mit zwei Amerikanern am 16. September aus einem Wohnhaus in Bagdad verschleppt. Die beiden Amerikaner waren kurz darauf vor laufender Kamera enthauptet worden.

"Vielleicht war sein Schicksal besiegelt"

"Vielleicht war auch sein Schicksal von Anfang an besiegelt", sagte Phil Bigley, ein Bruder des 62-jährigen Ingenieurs aus Liverpool. Er fügte hinzu, dass die Familie glaube, dass die britische Regierung "alles" für die Freilassung seines Bruders getan habe.

In mehreren Videobotschaften hatte Kenneth Bigley den britischen Premier angefleht, den Forderungen der Entführer nachzukommen. Sie hatten die Freilassung aller weiblicher Gefangener im Irak gefordert.

Paul Bigley, ein weiterer Bruder, beschuldigte Premierminister Tony Blair, "Blut an den Händen" zu haben. Er forderte die britische Regierung auf, den Krieg im Irak zu beenden.

"Barbarische Tat"

Blair, der erst wenige Stunden zuvor von einer Afrikareise zurückgekehrt war, gab eine Erklärung von seinem Landsitz Chequers ab. Er empfinde "großen Abscheu" für die Entführer, die drei Wochen lang mit dem Schicksal von Bigley "gespielt" hätten. Ihre Taten dürften aber nicht Oberhand über Menschen wie Kenneth Bigley gewinnen, die dem irakischen Volk helfen wollten.

"Ich empfinde äußersten Abscheu für die Täter. Es tut mir zutiefst leid für Kenneth Bigley und seine Familie, die das mit außerordentlicher Würde und Mut getragen haben", sagte der britische Premier in einer Fernsehansprache.

Auch der britische Außenminister Jack Straw sprach Bigleys Familie sein Beileid aus. Mit ihr habe das ganze Land "drei qualvolle Wochen" hinter sich. In seiner Erklärung sprach er von einer "barbarischen Blutbad nach drei Wochen schrecklichen Leidens".

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: