Brexit:Versteckspiel

Premierministerin May ist vor allem eines: unberechenbar.

Von Alexander Menden

Es wäre nicht mehr verwunderlich, wenn jede britische Zeitung einen "Artikel 50"-Sonderkorrespondenten abstellen würde. Er hätte genug damit zu tun, auf dem neuesten Stand zu bleiben, was das Datum des Tages angeht, an dem Premierministerin Theresa May die übrigen EU-Staaten offiziell von ihren Brexit-Plänen in Kenntnis setzt. Am Wochenende gingen alle vom Dienstag aus. Nachdem das Parlament das Brexit-Gesetz genehmigt hatte, hieß es aber, "unschickliche Hast" sei Mays Sache nicht. In Brüssel hieß es nun, es werde der Mittwoch sein, trotz der Wahl in den Niederlanden. Derweil gab sich Keir Stamer, bei Labour für Brexit-Fragen zuständig, überzeugt, Brüssel dürfe am Donnerstag mit einem Brief aus London rechnen. Die Sun wiederum sagt jetzt: Es ist der 27. März.

Was soll das? Warum wird in einer Frage, von der die Zukunft Großbritanniens abhängt, ein Versteckspiel veranstaltet? Eine mögliche Erklärung wäre, dass es May das Gefühl gibt, wenigstens die Kontrolle über den Beginn eines Prozesses zu haben, den sie nicht mehr kontrollieren kann, sobald er in Gang ist.

Vielleicht ist Mays ursprünglicher Zeitplan aber auch durch die überraschende Ankündigung eines neuen schottischen Unabhängigkeitsreferendums durcheinandergeraten. Oder die britische Regierung hangelt sich einfach von Tag zu Tag. Hast mag nicht Theresa Mays Sache sein, Berechenbarkeit aber ebenso wenig.

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