Brexit:Tusk über Johnsons EU-Hitler-Vergleich: "politische Amnesie"

Brexit: EU-Ratspräsident Donald Tusk kritisiert bei einer Pressekonferenz in Kopenhagen Boris Johnson.

EU-Ratspräsident Donald Tusk kritisiert bei einer Pressekonferenz in Kopenhagen Boris Johnson.

(Foto: AFP)
  • EU-Ratspräsident Donald Tusk hat den ehemaligen Londoner Bürgermeister für eine Äußerung am Wochenende scharf kritisiert.
  • Johnson hatte der EU vorgeworfen, einen Superstaat errichten zu wollen und Vergleiche mit Adolf Hitler gezogen.

EU-Ratspräsident Donald Tusk hat den ehemaligen Bürgermeister von London und "Brexit"-Befürworter Boris Johnson für seinen Vergleich der EU mit Adolf Hitler scharf kritisiert. Johnson habe "die Grenzen des rationalen Diskurses überschritten" und "politische Amnesie" bewiesen.

Johnson hatte am Wochenende gesagt, es habe in der Geschichte bereits mehrere Versuche gegeben, einen europäischen Superstaat zu errichten. "Napoleon, Hitler, diverse Leute haben das versucht", sagte Johnson. "Die EU ist ein Versuch, dies auf verschiedene Weisen zu tun."

Tusk: EU kein Superstaat, sondern Werkezug, um Probleme zu lösen

Als Reaktion auf Johnsons Hitler-Vergleich sagte Tusk bei einer Pressekonferenz in Kopenhagen, die EU sei kein Superstaat, sondern ein Werkzeug, um Probleme zu lösen. Die Briten hätten das Recht, allein zu entscheiden, ob sie in der EU bleiben wollten. "Aber wenn ich höre, dass die EU mit den Plänen und Projekten Adolf Hitlers verglichen wird, kann ich nicht schweigen. Solche absurden Argumente sollten vollständig ignoriert werden, wenn sie nicht von einem der einflussreichsten Politiker der regierenden Partei kämen."

Der konservative Johnson hatte sich im Februar überraschend dem Lager der Befürworter eines Austritts aus der EU angeschlossen. Die Bürger des Vereinigten Königreichs stimmen am 23. Juni in einem Referendum darüber ab, ob ihr Land die Staatenunion verlassen soll. Premierminister David Cameron wirbt für den Verbleib in der EU und hatte vergangene Woche gewarnt, ein Austritt würde den Frieden in Europa gefährden.

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