Brexit:Im Kreisverkehr

Trump würde den EU-Austritt besser verhandeln, lästert Boris Johnson über Theresa May. Überraschung: Im Kern hat er recht.

Von Cathrin Kahlweit

Großbritanniens Außenminister Boris Johnson hat recht. Man schreibt diesen Satz ungern hin, weil Johnson ein sprunghafter, egomanischer Politiker ist, der den besten Freund oder, wie jetzt geschehen, die eigene Premierministerin jederzeit für eine gute Pointe opfert; Trump würde den Brexit besser verhandeln, sagte er. Aber Boris Johnson hat im Kern recht.

Die Briten haben per Referendum für den Brexit gestimmt. Im Wahlprogramm der konservativen Partei, der Außenminister und Premierministerin angehören, steht, Großbritannien werde aus Zollunion und Binnenmarkt austreten. Nun verhandelt die Regierung von Theresa May seit mehr als einem Jahr, und weil sich die Tories untereinander nicht einig sind, weil im Parlament Abstimmungsniederlagen drohen und May seit dem Wahldebakel stark geschwächt ist - weil also die Tories vor allem mit sich selbst verhandeln, geht nichts voran. Die Briten drehen sich im Kreis, Brüssel schaut zu.

Zu guter Letzt könnte ein Brexit herauskommen, der, so der jüngste Polit-Gag in London, an den Song "Hotel California" erinnert: "We check out, but never leave"; Großbritannien gibt den Schlüssel zurück, reist aber nicht ab. Sollte am Ende ein Deal stehen, mit dem das Land praktisch in Zollunion und Binnenmarkt bleiben würde, wäre ein Verbleib in der EU eigentlich ehrlicher gewesen. Die Folge: Die Wähler wären sauer, das Establishment diskreditiert. Politiker wie Johnson wären dann die moralischen Sieger.

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