Brexit:Im Bann der Ideologen

Die Hardliner haben die Briten in Geiselhaft. Jeder Kompromiss ist suspekt.

Von Christian Zaschke

Die Hardliner unter den britischen Brexit-Befürwortern wachen mit Argwohn über die Austrittsverhandlungen der Regierung, weil sie fürchten, dass doch noch Vernunft ins Spiel kommt. Vernunft hieße: Kompromisse eingehen, die Geld kosten. Übergangsregelungen finden, die Zeit kosten. Die Hardliner hingegen wollen einen harten Brexit - und den so schnell wie möglich. Dass das Land dabei wirtschaftlichen Schaden nehmen könnte, ist ihnen egal.

Deshalb treten sie auf den Plan, sobald es auch nur im Ansatz so aussieht, als könnten London und Brüssel auf eine einvernehmliche Lösung zusteuern. Als nun bekannt wurde, dass die Briten womöglich bereit wären, eine Abschlusszahlung in Höhe von rund 40 Milliarden Euro an die EU zu leisten, hat es umgehend die erwartbar schrillen Reaktionen gegeben: Jede mögliche Zahlung sei "bizarr".

Es stimmt, dass im Referendum die Mehrheit für den Brexit stimmte, und es daher Aufgabe der Regierung ist, den Austritt aus der EU anzubahnen. Für den rechten Flügel der Konservativen ist jedoch nur der härtest mögliche Brexit akzeptabel, obwohl über die Details des Austritts nichts auf dem Wahlzettel stand. In Anbetracht der knappen Mehrheitsverhältnisse im Parlament sind die Ideologen überproportional einflussreich. Diese Macht nutzen sie nicht, wie sie behaupten, um im Sinne des Volkes zu handeln, sondern dazu, das Land in Geiselhaft zu nehmen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: