Brexit:Geburtsfehler

Eine kleine Einigung macht aus einer schlechten Sache keine gute.

Von Daniel Brössler

Theresa May ist am Tag ihres bisher größten, weil einzigen Erfolges in den Brexit-Verhandlungen eine gemeine, aber berechtigte Frage gestellt worden: Ob sie nach all den Mühen und angesichts der riesigen Probleme, die der Austritt Großbritanniens aus der EU verursache, nicht finde, dass der Brexit eine schlechte Idee sei? Erwartungsgemäß verwies May auf den Willen des Volkes, der umgesetzt werden müsse. Sie sagte nicht, dass der Brexit gut sei. Sie hat das nie geglaubt und tut es heute wohl weniger denn je.

Das sollte bei aller Erleichterung über die erste Einigung im Brexit-Prozess nicht vergessen werden. Aus der schlechten Sache wird keine gute mehr. Bestenfalls können die negativen Folgen begrenzt werden. Das ist mit der Einigung am Freitag zum Teil gelungen. Großbritannien wird seine finanziellen Verpflichtungen erfüllen, und schon in Großbritannien lebende EU-Bürger und in der EU wohnende Briten erhalten ein recht hohes Maß an Sicherheit.

Im Falle Irlands aber offenbart sich das ganze Elend. Die irren Versprechen der Brexit-Zeloten müssen gelten, zugleich sollen Wirtschaft und Frieden in Irland nicht gefährdet werden. Das ist unmöglich. Herrschte in London Vernunft, bliebe das ganze Land in Binnenmarkt und Zollunion. Das aber wäre das Eingeständnis, wie unsinnig der Brexit ist. Die Einigung vom Freitag hat dieses Problem nicht gelöst. Es ist nur noch offenkundiger geworden.

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