Brexit:Cameron übergibt am Mittwoch sein Amt an die Nachfolgerin

Die bisherige konservative Innenministerin wird neue Regierungschefin Großbritanniens. Sie soll das Land aus der EU führen.

Die bisherige britische Innenministerin Theresa May wird nach Angaben des scheidenden Premierministers David Cameron bis Mittwochabend ihr Amt als Regierungschefin antreten. Sie habe dabei seine volle Unterstützung, sagte der konservative Politiker.

May ist die einzige verbliebene Kandidatin, nachdem Energiestaatssekretärin Andrea Leadsom überraschend ihren Rückzug erklärt hatte. Sie wird neue Vorsitzende der konservativen Tories und damit auch Premierministerin.

Cameron lobte Leadsoms Entscheidung zurückzutreten ebenso wie Mays Kompetenz und Stärke. Die neue Premierministerin habe seine volle Unterstützung. Er selbst wolle am Mittwoch nach einer Sitzung mit Abgeordneten zurücktreten. May wird die zweite Premierministerin in der Geschichte Großbritanniens: Von 1979 bis 1990 war Margaret Thatcher Regierungschefin.

Leadsom kündigte Rückzug an

Leadsom kündigte am Montagmittag in London an, aus dem Rennen um das Amt auszuscheiden. May sei am besten geeignet, die Brexit-Verhandlungen mit der Europäischen Union zu führen, sagte sie. Was sie selbst angehe, so habe sie nicht den Eindruck, dass es für sie ausreichend Unterstützung gebe, um eine stabile Regierung zu führen, fügte Leadsom hinzu.

Für Empörung hatte Leadsom am Wochenende gesorgt, als sie suggeriert hatte, sie als Mutter wäre für das Land eine bessere Regierungschefin als ihre kinderlose Konkurrentin. Wenig später erklärte sie, ihre Äußerungen seien von der Zeitung Times falsch dargestellt worden.

Ob die Reaktionen auf den Eklat ihre Entscheidung zu einem Rückzug beeinflusste, ist nicht klar. Leadsom hatte sich bei May entschuldigt. Ihre Rivalen sagten, ihre Kommentare und ihre anschließende Positionsänderung zeigten, dass sie nicht die Erfahrung habe, die als Premier nötig sei. Leadsoms Verbündete warfen May-Anhängern hingegen vor, die Energiestaatssekretärin schwächen zu wollen.

May ist gegen ein zweites Referendum

Die 53-jährige Leadsom hatte sich im Brexit-Lager engagiert. May hatte einen Verbleib Großbritanniens in der EU befürwortet. Inzwischen hat May aber wiederholt betont, dass sie ein zweites Referendum über den Verbleib des Vereinigten Königreichs in der Europäischen Union ablehne.

Sie hat eine lange Parteikarriere hinter sich und sitzt seit 1997 im Unterhaus. Als Innenministerin war die Pastorentochter seit 2010 nicht nur für Sicherheit und Anti-Terrormaßnahmen zuständig, sondern auch für die Grenzsicherung, die beim EU-Referendum Ende Juni eine wichtige Rolle spielte.

Noch-Premier Cameron hatte nach dem Brexit-Votum der Briten seinen Rücktritt bis zum Herbst angekündigt. Der EU-Austritt Großbritanniens bleibt damit seiner Nachfolgerin überlassen. Ursprünglich wollten die Tories ihre Mitglieder zwischen May und Leadsom entscheiden lassen. Das Ergebnis dieser Urwahl war für Anfang September angekündigt.

Labour-Partei: Angela Eagle fordert Parteichef Corbyn heraus

Auch die britische Labour-Partei könnte eine neue Chefin bekommen. Die Abgeordnete Angela Eagle forderte offiziell Jeremy Corbyn im Rennen um die Parteispitze heraus. Damit steht wieder eine Urwahl der Parteibasis bevor.

Eagle spricht Corbyn Führungsfähigkeiten ab. Sie wirft ihm als Parteichef unter anderem einen halbherzigen Kampf gegen den EU-Austritt vor. Corbyn, der als ausgesprochen Linker gilt, war im vergangenen September an die Spitze gewählt worden.

Erst kürzlich hatten ihm die Labour-Abgeordneten das Misstrauen ausgesprochen. Die 55-jährige Eagle war bis zu ihrem Rücktritt zuletzt unetr anderem für Wirtschaft im Schattenkabinett zuständig.

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