Brasilien:Lula sollte nicht noch mal Präsident Brasiliens werden

Brazil's former President Luis Inacio Lula da Silva reacts after his trial in Sao Paulo

Nach der Verurteilung wegen Korruption und Geldwäsche zeigte sich Ex-Präsident Lula in São Paulo.

(Foto: REUTERS)

Der ehemalige Staatschef hat viel für das Land getan. Doch seine Reaktion auf das Gefängnisurteil zeigt, dass er an Realitätsverlust leidet.

Kommentar von Sebastian Schoepp

Luiz Inácio da Silva, genannt Lula, hat viel getan für Brasilien. Während seiner zwei Präsidentschaften gelang es Hunderttausenden Brasilianern, durch Sozialprogramme der Armut zu entkommen. Ja, Brasilien schickte sich an, eine Art Führungsmacht der Schwellenländer zu werden.

Das ist lange her. In letzter Zeit macht Lula vor allem durch verlorene Korruptionsprozesse auf sich aufmerksam, was ihn aber nicht davon abhält, trotzig an einer neuen Kandidatur für die Präsidentschaftswahl im Oktober festzuhalten.

Lula vergleicht sich nun mit Nelson Mandela

In der Tat sehen viele ärmere Brasilianer Lula als letzte Hoffnung an. Sie befürchten den Abbau der sozialen Verbesserungen unter einer rechtsliberalen Regierung. Die Prozesse gegen ihr Idol brandmarken sie als Versuch, Lulas Rückkehr zu verhindern. Da ist einiges dran. Doch dass Lula sich deshalb mit Nelson Mandela vergleicht, zeigt das Ausmaß seiner Eitelkeit und seines Realitätsverlusts. Mit seinen 72 Jahren wirkt er wie ein sturer Rentner, der es nicht lassen kann.

Eine Alternative aber fehlt der Linken.

Auf der anderen Seite sieht es nicht besser aus. Noch ist unklar, wer aus der weiteren Clique des umstrittenen Übergangspräsidenten Michel Temer im Oktober antreten wird. Die Auswahl fällt schwer, weil so viele rechtskonservative Politiker ebenfalls unter Korruptionsverdacht stehen. Bleibt bisher nur der rechtsextreme evangelikale Prediger Jair Bolsonaro. Er präsentiert sich als eine Art Latino-Donald-Trump. Es steht nicht gut um Brasiliens Demokratie.

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