Bowe Bergdahl:Bekanntester US-Gefangener der Taliban

Idaho Hometown Of Released Army Solider Bowe Bergdahl Celebrates His Release

Auslage in einem Laden in Hailey, Idaho: In Bowe Bergdahls Heimatstadt wird seine Rückkehr gefeiert.

(Foto: AFP)

Rückkehr eines nie Vergessenen: Jahrelang Geisel der Taliban in Afghanistan, ist der US-Fallschirmjäger Bowe Bergdahl wieder frei. Zum Militär war er gekommen, weil er helfen wollte.

Von David Hesse, Washington

Die Spezialkräfte waren nur wenige Minuten am Boden, dann konnte Sergeant Bowe Bergdahl per Helikopter ausgeflogen werden. Die Übergabe sei angespannt, aber planmäßig verlaufen, teilte das Pentagon mit. Anfangs sei Bergdahl nicht klar gewesen, wer genau ihn abhole: Im Lärm der Hubschrauberrotoren habe er auf ein Stück Papier die Buchstaben "SF" und ein Fragezeichen gemalt - Special Forces? Die Soldaten antworteten: "Ja. Wir haben lange nach dir gesucht." Da sei Sergeant Bergdahl in Tränen ausgebrochen.

Kaum jemand in den USA hat Bergdahl vergessen. Fünf Jahre lang haben Plakate und Gedenkbänder an den einzigen namentlich bekannten US-Kriegsgefangenen erinnert. Nun kann er heim nach Idaho. Im Städtchen Hailey, 6000 Einwohner, wurde gefeiert, hier ist Bergdahl aufgewachsen. Die Eltern waren aus Kalifornien hergezogen, Vater Robert hatte ein Ethnologiestudium abgebrochen und fuhr Pakete aus; Mutter Jani unterrichtete Bowe und seine Schwester daheim.

Die Kinder wuchsen in einem Holzhaus auf, in dem es Tausende von Büchern und lange Zeit kein Telefon gab. Bowe fuhr Ski in den nahen Wintersportorten, im Sommer lief er mit der Flinte durch die Wälder und wurde ein ausgezeichneter Schütze. Nach der Schule wollte er reisen, mehr als nur Idaho sehen. Er war auch in Europa. Zum Militär kam er, weil er helfen wollte; er habe das für eine Art humanitäre Mission mit Schusswaffen gehalten, sagte sein Vater später.

Zunächst hielten Journalisten Bergdahl für einen Deserteur

Im Mai 2009 kam Bowe 23-jährig als MG-Schütze des 501. Fallschirmjägerregiments nach Afghanistan, an die pakistanische Grenze, wo damals nur wenige Amerikaner stationiert waren. Rasch verlor er seinen anfänglichen Enthusiasmus; nach zwei Monaten berichtete er seinen Eltern in einer E-Mail, wie ein gepanzertes Fahrzeug der Amerikaner ein afghanisches Kind überfahren und seine Mannschaft sich nicht damit aufgehalten habe. "Alles hier tut mir leid", schrieb Bergdahl.

Das war drei Tage vor seiner Gefangennahme. Am 30. Juni 2009 merkten seine Vorgesetzten beim Appell, dass Bergdahl fehlte. Erst wurde vermutet, er sei weggelaufen - auch spätere Medienberichte nannten ihn einen Deserteur. Doch im ersten Video der Taliban sagte Bergdahl, er sei bei einem Patrouillengang nicht nachgekommen und allein erwischt worden.

Die Armee startete eine Suchaktion. Sie schickte Drohnen los, durchkämmte Dörfer mit Hunden, errichtete Checkpoints. Bald verhandelten die USA mit den Taliban über eine Freilassung. Doch daraus wurde nichts. Zwei Mal hat das Pentagon Bergdahl während seiner Gefangenschaft befördert. Videos zeigten, dass sich seine Gesundheit zu verschlechtern schien. Sein Vater verlor die Geduld, warf der Regierung zu wenig Einsatz vor, bemühte sich selbst um Kontakt zu den Taliban. Am Samstag aber umarmte er Präsident Obama und bedankte sich bei allen, die den Sohn freibekommen hätten.

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