Bomben auf Beirut:Israel erklärt der Hisbollah den Krieg

Die israelischen Streitkräfte bombardieren den Flughafen von Beirut und blockieren libanesische Küste - als Antwort explodieren Raketen in Haifa.

Nachdem Hisbollah-Kämpfer am Mittwoch zwei israelische Soldaten entführt hatten, flog die Luftwaffe ihre schwersten Angriffe auf Ziele im Libanon seit der Invasion von 1982.

Israel will damit erreichen, dass die Hisbollah-Miliz den Südlibanon verlässt. Bei den Angriffen starben nach Angaben der libanesischen Polizei 52 Menschen.

Am Flughafen Beiruts schlugen mehrere Geschosse in eine der drei Start- und Landebahnen ein; Menschen kamen dabei nicht zu Schaden. Der Betrieb wurde eingestellt.

Die israelischen Streitkräfte erklärten, der Flughafen sei ein zentraler Umschlagplatz der Hisbollah für Waffen. Auch Beirut sei vor Angriffen nicht gefeit, sagte der Heereschef Dan Haluz.

Israels Armee forderte dazu auf, einen südlichen Stadtteil der Hauptstadt zu evakuieren, damit keine Zivilisten in Mitleidenschaft gezogen würden. Tausende Libanesen flüchteten nach Syrien.

Die Hisbollah machte offenbar am Donnerstagabend ihre Drohung wahr, sie werde für den Fall einer Bombardierung Beiruts Haifa angreifen. Im Hafenviertel der Stadt schlugen laut der israelischen Armee zwei Katjuscha-Raketen ein. Noch nie seien vom Libanon aus so weit südlich gelegene Ziele mit Raketen getroffen worden.

Die Hisbollah dementierte umgehend und erklärte, sie habe Haifa nicht beschossen. Zuvor hatten Milizionäre Katjuscha-Raketen auf Nordisrael abgefeuert. Dabei wurde Sanitätern zufolge eine Frau getötet.

Zur Befreiung eines anderen verschleppten Soldaten flog die Luftwaffe auch wieder Angriffe im Gaza-Streifen. Sie schoss in den Morgenstunden Raketen auf das palästinensische Außenministerium. Nach Angaben von Ärzten wurden mindestens zehn Menschen verletzt.

Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats

Israel will die Angriffe im Libanon fortsetzen, bis die Hisbollah ihre Kämpfer aus dem Grenzgebiet abzieht. "Wir werden nicht mehr hinnehmen, dass eine terroristische Organisation die Bewohner Nordisraels mit Unterstützung einer souveränen Regierung bedroht", sagte Verteidigungsminister Amir Peretz, der in der Nacht zum Donnerstag mit dem Kabinett einen "umfassenden Krieg" gegen die Hisbollah beschlossen hatte.

Der amerikanische Präsident George W. Bush nahm Israel in Schutz. "Jede Nation muss sich verteidigen gegen terroristische Angriffe", sagte er in Stralsund. Was immer Israel aber tue, es dürfe die Regierung im Libanon nicht schwächen.

Eine demokratische Führung in Beirut sei Grundlage für den Frieden in der Region. Frankreich und Russland kritisierten Israels Vorgehen dagegen als unverhältnismäßig. Der französische Außenminister Philippe Douste-Blazy sprach von einem "Kriegsakt".

Das Moskauer Außenamt erklärte, die Zerstörung ziviler Infrastruktur im Libanon und in den Palästinenser-Gebieten sei "weder zu verstehen noch zu rechtfertigen".

Der UN-Sicherheitsrat berät an diesem Freitag in einer Dringlichkeitssitzung über den Konflikt.

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