Boko-Haram-Terror:Soldaten entdecken Massengrab im Nordosten Nigerias

  • Soldaten aus dem Tschad haben bei einem Feldzug gegen die Terroristen-Miliz Boko Haram in Nigeria ein Massengrab mit etwa hundert Leichen entdeckt.
  • Möglicherweise liegt das Massaker schon länger zurück. Die Dschihadisten hatten die Stadt Ende November erobert.
  • Auf ihrem Rückzug sollen die Terroristen auch zwangsverheiratete Frauen getötet haben, die sie zuvor entführt hatten.

Soldaten stoßen auf Massengrab

Im Nordosten Nigerias haben Soldaten aus dem Tschad ein Massengrab entdeckt. Nach der Rückeroberung der Stadt Damasak aus den Händen der Islamistengruppe Boko Haram seien dort etwa hundert Leichen gefunden worden, sagte ein Sprecher des tschadischen Militärs. Sie seien unter einer Brücke am Rand von Damasak abgelegt worden. Einigen Opfer seien enthauptet worden, andere Leichen wiesen demnach Schusswunden auf.

Ein Reuters-Reporter zählte mindestens 70 Leichen, denen zum Teil die Kehlen durchgeschnitten worden waren. An der Seite der Brücke waren Blutspuren zu sehen, die darauf hindeuteten, dass die Opfer nach ihrer Hinrichtung heruntergeworfen wurden. Unter den Toten war der Imam des Ortes. Die Leichen waren durch die Wüstenluft zum Teil mumifiziert, was auf eine Tat vor längerer Zeit hindeutet.

Soldaten aus dem Niger und dem Tschad hatten die Dschihadisten-Miliz Boko Haram am 9. März nach dreieinhalb Monaten aus der nigerianischen Stadt Damasak vertrieben. Bei den Kämpfen seien 200 Boko-Haram-Extremisten und zehn tschadische Soldaten getötet worden. Damasak liegt nahe der Grenze zu Niger. Boko-Haram hatte die Stadt am 24. November erobert. Die nigerianischen Soldaten flohen daraufhin mit einem Teil der Einwohner ins Nachbarland Niger.

Zwangsverheiratete Frauen angeblich getötet

Erst vor kurzem wurden Berichte bekannt, wonach Boko-Haram-Kämpfer im Nordosten Nigerias auf dem Rückzug Dutzende zwangsverheiratete Frauen ermordet haben sollen. Die Islamisten in der Stadt Bama hätten befürchtet, von vorrückenden Soldaten getötet oder von ihren Ehefrauen getrennt zu werden, sagten mehrere Augenzeugen der Nachrichtenagentur AFP zufolge. Sie hätten ihre Frauen getötet, um zu verhindern, dass sie Soldaten oder sogenannte Ungläubige heirateten.

Ein Mitglied einer Bürgerwehr, die an der Seite der Armee zur Befreiung von Bama kämpfte, berichtete von "Dutzenden Frauenleichen" in der Stadt. Andere Zeugen nannten ähnliche Zahlen. Die Angaben ließen sich zunächst nicht überprüfen.

Mindstens 13 000 Menschen von Boko Haram getötet

Die Islamistengruppe kämpft seit 2009 mit Gewalt für einen islamischen Staat im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias und tötete dabei bislang mindestens 13 000 Menschen. Zuletzt startete Boko Haram zudem mehrfach Angriffe im Südosten des Niger und in Kamerun. Die beiden Länder und der Tschad entsandten daraufhin Truppen in den Nachbarstaat, um den Vormarsch der Islamisten zu stoppen.

Nigerias Präsident Goddluck Jonathan erklärte, er hoffe auf einen Sieg über Boko Haram innerhalb eines Monats. Der Staatschef wurde immer wieder für seine Unfähigkeit kritisiert, den Aufstand unter Kontrolle zu bekommen. Am 28. März finden in dem westafrikanischen Staat Präsidentschafts- und Parlamentswahlen statt. Jonathan hofft dabei auf ein Mandat für eine zweite Amtszeit.

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