BND:Ende im Gelände

Der BND-Chef will reformieren. Er stößt an Grenzen.

Von H. Leyendecker

Das Wort "Reform" steht im Allgemeinen für Umgestaltung, Neuordnung und Verbesserung des Bestehenden. Es hat nur wenige BND-Präsidenten gegeben, die keine Reform versucht haben. Im Kern sind fast alle gescheitert. Dass Gerhard Schindler, der seit Januar 2012 dem Auslandsgeheimdienst vorsteht, das Eigenleben der Außenstellen beenden, das Controlling stärken und das Abschottungsprinzip zum Leidwesen aller Geheimnistuer aufweichen will, ist richtig. Verantwortliche müssen verantwortlich sein.

Aber es gibt im Dienst ein Wort, das am Erfolg des Vorhabens zweifeln lässt. Das Wort heißt, irgendetwas sei "historisch gewachsen". Gewöhnliche Nachrichtendienstler sagen dazu gern "Ende im Gelände". Historisch gewachsen ist, dass Generäle Abteilungen vorstehen und meinen, sie würden führen. In der Praxis, wie im Fall Bad Aibling, sind die Unterabteilungsleiter zuständig - und was die machen oder nicht, wird nicht groß hinterfragt.

Historisch gewachsen ist, dass wichtige Themen gern ausgeklammert und dass Brisantes, willentlich oder auch unwillentlich, im Apparat zurückgehalten wird. Historisch gewachsen ist auch, dass Insider ihr Wissen am liebsten für sich behalten, und nicht neu ist die Erfahrung, dass Meldungen über Missstände nach ganz oben, ins Kanzleramt, wenig bringen. Da regelt man das unten selbst. Oder noch lieber: Man regelt es gar nicht.

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