Blutige Unruhen in Kenia:Mehr als hundert Tote bei Wahl-Protesten

Auch am Tag nach dem amtlich erklärten Wahlsieg des amtierenden Präsidenten gehen die Aufstände in Kenia weiter - und werden von der Polizei brutal niedergeschlagen. Mehr als 120 Menschen sollen Berichten zufolge gestorben sein.

Einen Tag nach dem amtlich erklärten Wahlsieg des kenianischen Präsidenten Mwai Kibaki ist es in der Hauptstadt Nairobi zu neuen blutigen Unruhen gekommen. Die Polizei schoss am Montag auf Demonstranten, die in einem Elendsviertel von Nairobi trotz Verbots gegen das Ergebnis protestierten.

Blutige Unruhen in Kenia: Brennende Barrikaden in Nairobi: Die Polizei lieferte sich heftige Kämpfe mit Aufständischen, die das Ergebnis der Wahl angefochten hatten.

Brennende Barrikaden in Nairobi: Die Polizei lieferte sich heftige Kämpfe mit Aufständischen, die das Ergebnis der Wahl angefochten hatten.

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Mehrere Menschen wurden getroffen, über ihren Zustand war zunächst aber nichts bekannt. Einem TV-Bericht zufolge kamen mindestens 124 Menschen ums Leben. Augenzeugen zufolge drohte die Polizei Slumbewohnern in Nairobi damit, sie zu erschießen, wenn sie ihre Häuser verlassen.

Auch in andere Teilen des Landes kam es zu Gewaltausbrüchen. Polizisten schlugen in der Armensiedlung Kibera in Nairobi auf Anhänger von Raila Odinga ein, der bei der Abstimmung Amtsinhaber Mwai Kibaki unterlegen war. Die mehrheitlich jungen Männer hatten "Kein Raila, kein Friede!" gerufen, bis die Sicherheitskräfte mit Tränengas und Schüssen in die Luft gegen sie vorgingen. Mehrere Körper lagen auf den Straßen.

Oppositionsführer Raila Odinga warf Kibaki abermals Wahlbetrug vor. Es gebe keinen Unterschied zwischen ihm und dem früheren ugandischen Diktator Idi Amin, sagte Odinga am Montag vor Journalisten in Nairobi. Kibaki stehe auf einer Stufe mit Militärführern, die "mit Hilfe der Gewehrläufe an die Macht gekommen" seien. Der alte und neue Präsident wurde am Sonntag zum Wahlsieger erklärt und anschließend sofort vereidigt. Laut Wahlkommission hatte er bei der Präsidentenwahl am vergangenen Donnerstag 231.728 Stimmen mehr erhalten als Odinga. Dieser wollte sich am Montag in Nairobi zum Gegenpräsidenten ausrufen lassen, die Polizei verbot dies aber.

Besorgt äußerte sich der deutsche Leiter der EU-Wahlbeobachter, Alexander Graf Lambsdorff über den Verlauf der Abstimmung. Mitglieder seiner Delegation seien an mehreren Auszählungszentren abgewiesen worden. "Über der Auszählung steht ein großes Fragezeichen", sagte Lambsdorff.

Die Anhänger des 62-jährigen Odinga hatten nicht nur auf einen Generationenwechsel an der Macht gehofft. Sie gehören zudem mehrheitlich dem Stamm der Luo an, der Kibakis Stamm der Kikuyu vorwirft, die Wirtschaft des zuletzt als Vorzeigeland Afrikas geltenden Kenias zu dominieren.

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