Blasphemie-Verdacht:Pakistanisches Mädchen kommt auf Kaution frei

Freiheit nach drei Wochen Haft: Das wegen Gotteslästerung in Haft sitzende pakistanische Mädchen Rimsha wird aus dem Gefängnis entlassen. Das Gericht reagiert damit auf die Ermittlungen gegen einen islamischen Geistlichen, der Beweise gefälscht haben soll.

Die der Gotteslästerung angeklagte junge pakistanische Christin Rimsha kommt aus dem Gefängnis frei. Dies entschied ein Gericht in der Hauptstadt Islamabad am Freitag. Der Anwalt der Angeklagten sagte am Freitag, das Gericht habe verfügt, dass das Mädchen am Samstag bei der Zahlung einer Kaution von umgerechnet 8500 Euro entlassen werde.

Demonstration für Rimsha

Unterstützung für Rhimsha: Angehörige der christlichen Minderheit protestieren gegen den islamischen Geistlichen.

(Foto: dpa)

Der geistig behinderten Rimsha wird Blasphemie vorgeworfen, weil sie ein Buch mit Koranversen verbrannt haben soll. Allerdings gehen Ermittler auch dem Verdacht der Vorlage gefälschter Beweise nach. Rimsha war vor rund drei Wochen festgenommen worden und saß seither im Gefängnis. Am Samstag nahm die pakistanische Polizei den islamischen Geistlichen fest, der das Mädchen angezeigt hatte. Der Imam Hafiz Mohammed Khalid Chishti wird verdächtigt, gefälschte Beweisstücke vorgelegt zu haben: Er soll verbrannte Koran-Seiten in Rimshas Tasche geschmuggelt haben, um die christliche Minderheit aus der Gegend zu vertreiben. Der Geistliche weist das zurück.

Rimsha stammt aus einer Armensiedlung in Islamabad. Nach ihrer Festnahme am 16. August waren Christen aus Angst vor Racheakten von Muslimen aus dem Slum Meherabadi geflohen, um an anderen Orten in der Hauptstadt Schutz zu suchen. Die Festnahme Rimshas hatte international, aber auch unter muslimischen Klerikern in Pakistan für Proteste gesorgt. Die Minderjährige hat nach ärztlicher Diagnose eine Lernbehinderung. Die Polizei hatte zunächst mitgeteilt, Rimsha habe das Down-Syndrom.

Doch der geistige Zustand der Christin ist ebenso umstritten wie ihr Alter. Die Staatsanwaltschaft widerspricht einem Gutachten, demzufolge das Mädchen erst 14 Jahre alt sein und einen niedrigen Intelligenzquotienten haben soll. Rimshas Verteidigung will, dass der Fall vor einem Jugendgericht verhandelt wird, wo eine mögliche Strafe milder ausfallen würde.

Pakistans umstrittenes Blasphemie-Gesetz verbietet die Beleidigung jeder Religion, wird aber in der Praxis nur bei angeblicher Herabsetzung des Islam angewandt. Die Beleidigung des Propheten Mohammed kann mit dem Tod bestraft werden. Die Verbrennung von Koranversen ahndet das Blasphemiegesetz mit lebenslanger Haft.

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