Birthler-Behörde in der Kritik:Kurras im Verhau

Die Vorwürfe gegen die Stasiunterlagen-Behörde sind unfair. Dass Funde à la Kurras bislang Zufall sind, liegt nicht am Zustand des Personals - sondern am Zustand der Akten.

Heribert Prantl

Die Vorwürfe gegen die Stasiunterlagen-Behörde sind unfair. Es ist nicht die Schuld dieser Behörde, dass die Akten über den Polizisten Kurras, der ein Stasi-Spitzel war, so spät und nur durch Zufall gefunden wurden.

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Gefunden in der Stasiunterlagen-Behörde: Kurras' SED-Mitgliedsausweis

(Foto: Foto: AP)

Es liegt am Zustand der Akten, nicht am Zustand des Personals. Das DDR-Ministerium für Staatssicherheit hat nun einmal seine Akten nicht im Wege pfleglichen Aktentransfers an die Bundesrepublik übergeben.

Die Birthler-Behörde ist daher nicht das wohlgeordnete Bundesarchiv, und die Stasi-Akten sind noch überwiegend ein Verhau.

Einige Dutzend Kilometer dieses Verhaus sind mittlerweile ordentlich sortiert und gut zugänglich, über 100 Kilometer müssen immer noch sortiert und gut zugänglich gemacht werden. Bis es so weit ist, bleiben Funde à la Kurras Zufall.

Die systematische Erschließung der Akten war bisher nicht die Hauptaufgabe der Behörde.

Die bestand vielmehr darin, Akteneinsichtsgesuche, so gut es ging, zu erledigen, und Personen, so gut es ging, auf ihre frühere Stasi-Zugehörigkeit hin zu untersuchen - mittels einer alten Klarnamen-Datei, die viele Lücken hat.

Weil nun die Personenüberprüfungen auslaufen, kann man sich an die systematische Ordnung des Aktenverhaus machen.

Ob dies durch eine selbständige Stasiunterlagen-Behörde geschieht oder durch das Bundesarchiv (das die Stasiunterlagen-Behörde samt Akten und Personal übernimmt) ist weniger eine ideologische, denn eine praktische Frage.

Der archivarische Sachverstand sitzt beim Bundesarchiv in Koblenz, Außenstellen auch in Berlin. Die Erfahrung dieser Experten könnte den Stasi-Akten zugutekommen.

Die Stasi-Akten könnten dann so penibel behandelt werden wie anderes Bundesarchivgut auch.

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