Birmas Oppositionsführerin Suu Kyi:Die Lady und die Bulldogge

Birma hat gewählt, nun hat das Regime Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi nach über sieben Jahren aus dem Hausarrest entlassen. Die Nobelpreisträgerin und Machthaber Than Shwe sind seit Jahrzehnten Gegenspieler. In Bildern.

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Birma fasziniert mit Licht- und Schattenspiel

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Birma hat gewählt, nun hat das Regime Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi nach über sieben Jahren aus dem Hausarrest entlassen. Die Nobelpreisträgerin und Machthaber Than Shwe sind seit Jahrzehnten Gegenspieler.

Birma ist für Reisende eins der faszinierendsten Länder der Welt. Kulturelle Reichtümer wie der Tempelbezirk von Bagan treffen in dem Vielvölkerstaat auf unberührte Natur. Edelstein- und Kupfervorkommen sowie fruchtbare Ackerböden machten Birma lange Zeit wohlhabend. Doch das Land hat eine andere Seite.

Than Shwe, 2005

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Seit 48 Jahren wird Birma von einer Militärjunta beherrscht. Diktator Than Shwe, genannt "die Bulldogge", hat das von der Junta in "Myanmar" umbenannte Land international isoliert und sichert sich und den anderen Generälen mit harter Hand einen sagenhaften Reichtum. Die Bevölkerung hingegen lebt in Armut, Birma zählt zu den korruptesten Staaten der Welt. Die Menschen haben von der Junta nichts als Missachtung und Unterdrückung zu erwarten.

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Deswegen hoffen die Birmesen auf sie: Aung San Suu Kyi ist seit 1990 die Ikone der birmesischen Demokratiebewegung. Im selben Jahr errang ihre Partei Nationale Liga für Demokratie (NLD) einen deutlichen Sieg bei den Parlamentswahlen. Die Junta hatte sie allerdings schon vor der Wahl unter Hausarrest gestellt. Das Ergebnis erklärten die Machthaber kurzerhand für ungültig und schlugen Proteste blutig nieder. 1991 erhielt Aung San Suu Kyi für ihr Engagement den Friedensnobelpreis.

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Ihre Anhänger nennen Aung San Suu Kyi respektvoll "die Lady", müssen aber meistens ohne sie auskommen. Die heute 65-jährige Oppositionsführerin stand 15 der letzten 20 Jahre unter Hausarrest.

Drei Monate nach dem Zyklon in Birma

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Als 2008 ein Tropensturm Zehntausende Menschenleben kostete und bis zu eine Million Birmesen obdachlos machte, reagierte das Regime wie schon bei vorherigen Naturkatastrophen: Es verweigerte ausländischen Helfern den Zugang zu den Katastrophengebieten und beschlagnahmte die Hilfsgüter.

Protestmarsch von Mönchen in Myanmar

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Auch im Jahr zuvor hatten die Machthaber keine Milde gezeigt: 2007 führten buddhistische Mönche und Nonnen Demonstrationen (die Safran-Revolution) gegen das Regime an. Das Militär stürmte Klöster und nahm Hunderte Oppositionelle fest. Um keine Informationen über ihr brutales Vorgehen nach außen dringen zu lassen, schnitt die Regierung das Land während der Unruhen tagelang vom Internet ab.

Demonstration in Bangkok für freie Wahlen in Birma

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Der Termin für Aung San Suu Kyis eventuelle Freilassung ist kein Zufall. Das Militärregime verhinderte so, dass sie an den Parlamentswahlen vom 7. November teilnehmen konnte - genauso wie etwa 2000 weitere politische Gefangene. Demonstrationen für die Freilassung der Friedensnobelpreisträgerin können nur in Nachbarländern Birmas stattfinden.

Erste Wahlen in Birma seit 1990

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Auch Aung San Suu Kyis Partei NLD nahm nicht an den Wahlen teil. Sie entschied sich, lieber die ersten Wahlen seit 1990 zu boykottieren, als ohne ihre Anführerin anzutreten. Auch wollte sie mit ihrer Teilnahme nicht zu dem Anschein beitragen, den die Regierung gerne erwecken will: den von demokratischen Wahlen. Daraufhin wurde die NLD von den Machthabern verboten. Der Boykott könnte den Generälen indirekt in die Hände gespielt haben.

Proteste in Tokio gegen Wahlen in Birma

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Denn während Exil-Birmesen, wie etwa in Tokio, die Entscheidung zum Boykott unterstützten, führte sie zu einer Zersplitterung der Opposition im Birma selbst. Frühere Weggefährten Aung San Suu Kyis gründeten eine neue Partei und traten bei der Wahl an.

Vor den Wahlen in Birma

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Sie glauben: Auch wenn nur wenige Demokraten in das Parlament gelangen, so können sie dort aber immerhin Kritik üben, ohne gleich ins Gefängnis geworfen zu werden. Vor den nächsten, für 2015 angekündigten Wahlen wollen die Reformer dann aus dem Parlament heraus für sich werben.

Unter anderem wegen des Boykotts der NDL war die Wahlbeteiligung relativ gering. Die Machthaber sprechen zwar von 74 Prozent, internationale Beobachter nennen wesentlich niedrigere Zahlen.

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Wie viele Sitze die Opposition bekommen hat, ist noch nicht bekannt, das Wahlergebnis steht noch aus. Das hat die Junta allerdings nicht daran gehindert, die ihr nahestehende Partei Union, Solidarität und Entwicklung (USDP) zum haushohen Wahlsieger zu erklären. Internationale Beobachter hat das wenig überrascht. Denn nur die USDP war in der Lage, die für birmesische Verhältnisse horrenden Gebühren aufzubringen, die alle Kandidaten zahlen mussten.

Im Bild: Mitglieder der USDP beim Werben um Wählerstimmen

Birmas Junta-Chef sieht zentrale Rolle des Militärs

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General Than Shwe hatte schon vor den Wahlen verfügt, dass das Militär weiterhin eine wichtige Rolle in Birma spielen würde - ein Viertel der Parlamentssitze war von vornherein für Armeevertreter reserviert. Die Oppposition und hohe internationale Politiker wie UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, US-Präsident Barack Obama oder Bundesaußenminister Guido Westerwelle sprachen von Wahlbetrug.

Members of the NLD party shout during a protest outside the house of their leader, Aung San Suu Kyi, in Yangon

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Am Samstag, 13. November, ist die Spannung vor allem bei Suu Kyis Anhängern, die vor ihrem Haus ausharren, groß: Wird die Dissidentin tatsächlich freigelassen? Immerhin hat das Regime in der Vergangenheit immer wieder fadenscheinige Gründe gefunden, ihren Hausarrest zu verlängern. Doch dann kommt gegen Mittag tatsächlich die offizielle Nachricht, der Hausarrest sei beendet.

Friedensnobelpreisträgerin Suu Kyi frei

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Kurze Zeit später zeigt sich Suu Kyi am Tor ihres Anwesens und spricht zu den jubelnden Anhängern. "Das Volk muss geschlossen zusammenarbeiten; nur so können wir unser Ziel zu erreichen", sagt sie.

File photo of Aung San Suu Kyi, General Than Shwe and former PM Khin Nyunt in Yangon

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Westliche Politiker, darunter auch Bundeskanzlerin Angela Merkel, begrüßten Suu Kyis Freilassung. Parteifreunden zufolge hatte Aung San Suu Kyi zuvor angekündigt, das Gespräch mit ausländischen Politikern suchen zu wollen, sollte sie  tatsächlich freigelassen werden. So könnte sie versuchen, die Handelspartner Indien, China und Thailand dazu zu bewegen, den Druck auf Than Shwe zu erhöhen. Außerdem will sich die Oppositionspolitikerin an der Aufklärung von Wahlbetrug beteiligen.

Im Bild: Aung San Suu Kyi, General Than Shwe und der damalige Ministerpräsident Khin Nyunt 1994

© sueddeutsche.de/Malte Conradi/bavo
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