Biografie über Ursula von der Leyen:Das Leben einer Powerfrau

Pk von der Leyen zur Attraktivitätsoffensive der Bundeswehr

Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen bei einem Auftritt bei der Bundespressekonferenz.

(Foto: dpa)

Was bewegt Ursula von der Leyen? Peter Dausend und Elisabeth Niejahr zeichnen ein Porträt der Ministerin - und begründen, warum sie die CDU-Frau für eine geeignete Kanzlerkandidatin halten.

Rezension von Joachim Käppner

Manche Bücher haben tolle Titel, hinter denen sich dann sehr wenig verbirgt. Hier ist das umgekehrt: Das Buch hat einen dämlichen Titel, ist aber eine lesenswerte, lebendige Biografie der CDU-Politikerin Ursula von der Leyen. "Operation Röschen" der Zeit-Journalisten Peter Dausend und Elisabeth Niejahr schafft es, bei aller erkennbaren Sympathie für die Erfolgsfrau, die als Kind "Röschen" genannt wurde, ausreichend kritische Distanz zu wahren.

Beide begleiten von der Leyens Karriere seit Jahren, was dem Leser viele interessante Einblicke in das Leben einer Powerfrau gibt, die sich selbst glänzend zu inszenieren versteht und als mögliche Kanzlerkandidatin gehandelt wird.

Freilich sei, wie Dausend und Niejahr schreiben, das "System von der Leyen" 2013 mit der Übernahme des Verteidigungsministeriums an eine kritische Grenze geraten. Bisher war ihr Erfolgsrezept: "Sich ein Thema suchen, das Aufmerksamkeit garantiert, nicht lange nachfragen, was ihre Partei davon hält, die gesellschaftliche Mehrheit mit großen Worten mobilisieren und die Politik zwingen, sich hinter ihr zu versammeln."

Mit Frauenquote und Kinderbetreuung hat das bestens geklappt - mit der Verteidigungspolitik nicht, weil militärische Fragen im "zutiefst pazifistischen" Deutschland so unpopulär sind. Auf der Münchner Sicherheitskonferenz Anfang 2014 aber verlangte Ursula von der Leyen, das Land müsse mehr außenpolitische Verantwortung übernehmen: "Gleichgültigkeit ist keine Option."

Große Worte und diesmal nur sehr kleine Taten

Diesmal folgten den großen Worten nur sehr kleine Taten. Die Mehrheit der Deutschen möchte keine neuen Auslandseinsätze - und die Kanzlerin will das ebenfalls nicht. Angela Merkel hat dazugelernt seit dem Desaster des Irak-Krieges 2003, als sie die Trompete transatlantischer Solidarität blies. Nachher stellte sich heraus, dass die Bush-Administration die Kriegsgründe erlogen hatte; und der Feldzug mündete in eine Katastrophe, welche die Glaubwürdigkeit des Westens in der islamischen Welt dauerhaft beschädigte.

Seither ist Merkel so zurückhaltend bei der Frage neuer Militäreinsätze, dass ihre Verteidigungsministerin das auch sein muss: "Ein knappes halbes Jahr nachdem von der Leyen in München erklärt hatte, Gleichgültigkeit sei keine Option, war sie wieder eine", schreiben Dausend und Niejahr bissig. Richtig ist aber auch, dass die Ministerin ihre Worte nicht zurückgenommen hat. Wer weiß, was sie tun würde, bekäme sie die Macht dazu.

Ob Ursula von der Leyen aber je als Kanzlerkandidatin antreten wird? Die Autoren machen keinen Hehl daraus, dass ihnen das gefallen würde: "Von der Leyen wagt immer wieder etwas, und sie eckt an. Vielleicht ist in einer Konsensgesellschaft, die zerfällt, eine Kandidatin, die polarisiert, kein schlechtes Gegengift."

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