Bill Cosby:Kein Freispruch, keine Verurteilung

Die Entlarvung eines Lügners.

Von Hubert Wetzel

Bill Cosby hat Frauen mit Tabletten betäubt und dann Sex mit ihnen gehabt. Das ist unbestritten, das hat er selbst vor Gericht zugegeben. Und es ist widerlich. Cosby, der als Fernsehvater einmal so etwas wie der Daddy der Nation in Amerika war, eine moralische Autorität, hat sich als Heuchler und Lügner entlarvt.

Bill Cosbys Ruf wird sich davon nicht mehr erholen. Eine völlig andere Frage ist, ob das, was Cosby getan hat, eine Straftat war. Es gibt sehr viele und gute Argumente für diese Sichtweise. Aber sie wurden in dem Prozess gegen Cosby von der Staatsanwaltschaft ganz offensichtlich nicht so schlüssig und überzeugend dargelegt, dass die Geschworenen zu einem Schuldurteil kommen konnten. Die amerikanischen Gesetze verlangen, dass sämtliche Geschworenen - nicht nur eine Mehrheit - von der Schuld des Angeklagten überzeugt sind. Dessen Schuld muss zudem so bewiesen werden, dass kein "vernünftiger Zweifel" mehr daran bestehen kann - andernfalls hat er als unschuldig zu gelten. Und offenbar gab es im Fall Cosby mindestens einen Geschworenen, dessen "vernünftige Zweifel" die Ankläger und Zeugen nicht ausgeräumt haben.

Die Staatsanwaltschaft hat in einem neuen Prozess die Chance, es besser zu machen. Der geplatzte Prozess ist bitter für Cosbys Opfer. Aber es ist mitnichten ein Freispruch für den mutmaßlichen Täter; weder juristisch noch moralisch.

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