G-8-Gipfel:Die Geschichte des Gipfeltreffens

"G 8" hieß nicht immer "G 8" und in mehr als 30 Jahren standen bereits Themen wie "Ölkrise", "Entwicklungshilfe" und "islamistischer Terrorismus" auf den Tagesordnungen.

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"G 8" hieß nicht immer "G 8" und in mehr als 30 Jahren standen bereits Themen wie "Ölkrise", "Entwicklungshilfe" und "islamistischer Terrorismus" auf den Tagesordnungen.

1975: Gründung in Rambouillet

Die G-8-Gipfel gehen auf eine Initiative des früheren deutschen Bundeskanzlers Helmut Schmidt und des ehemaligen französischen Präsidenten Valéry Giscard d'Estaing zurück. Einmal im Jahr sollten sich die Staats- und Regierungschefs der wichtigsten Industrienationen zu Kamingesprächen zusammenfinden. Das erste Treffen fand 1975 auf Schloss Rambouillet bei Paris statt.

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Neben Deutschland und Frankreich nahmen die USA, Japan, Großbritannien und Italien an den Beratungen der ursprünglichen Sechser-Gruppe teil. Kanada trat dem Industriestaatenklub 1976 bei.

Zunächst dienten die Treffen der Koordinierung der nationalen Wirtschaftspolitik; vor allem über Strategien zur Überwindung der Ölkrise wollten die Regierungschefs in ungezwungener Atmosphäre beraten. Inzwischen erstreckt sich das Themenspektrum der G 8 über fast alle Bereiche der internationalen Politik.

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1977: Die EG sitzt mit am Tisch

Der Dialog mit anderen internationalen Bündnissen gewann im Laufe der Geschichte der G 8 aufgrund globaler Verflechtungen an Bedeutung. Bereits 1977 kam es in London zu ersten Gesprächen zwischen der damaligen G-7-Gruppe und der Europäischen Gemeinschaft.

Seither nehmen Europa-Vertreter jedes Jahr an den Verhandlungen teil. Der Präsident der EU-Kommission ist Stammgast auf den G-8-Gipfeln. Die EU als Institution gehört nicht zur Gruppe der Acht.

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Inzwischen werden auch Organisationen von Schwellen- und Entwicklungsländern zu Konsultationen auf die Gipfel eingeladen, etwa die Afrikanische Union.

Die wichtigsten Themen, die mit den Vertretern der ärmeren Länder besprochen werden, sind in der Regel die Entwicklungshilfe und der freie Handel von Gütern und Dienstleistungen.

Sie spielten - neben dem Klimawandel - auch im Jahr 2007 in Heiligendamm eine zentrale Rolle. Die G-8-Länder wollten auch mit China und mit Indien reden, um einen besseren Schutz westlicher Patente einzufordern. Patentschutz führt immer wieder zu Streit zwischen den Schwellen- und Industrieländern.

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1997: Russland wird offizieller Gipfelteilnehmer

Russland nahm bereits seit 1994 an den Treffen der damaligen G-7-Staaten teil, zunächst als Zaungast. Erst drei Jahre später, beim Gipfel in Denver, erfüllte sich der Wunsch der Russen, Mitglied im Klub der bedeutenden Industriestaaten zu werden. Russlands Präsident Boris Jelzin traf damals mit US-Präsident Bill Clinton zusammen.

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Für Russland, das in den Jahren nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion nicht nur in eine ökonomische Krise geraten war, bedeutete die G-8-Mitgliedschaft einen erheblichen Prestigegewinn.

Der Beitritt zur Gruppe markierte den Wiederaufstieg der früheren Weltmacht. Zugleich wurde die Aufnahme Russlands zum Symbol der Partnerschaft der ehemaligen Gegner aus dem Kalten Krieg. Russland stärkte seine Position seither aufgrund seiner Rolle als Energielieferant.

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1999: Schuldenerlass von Köln

Die damalige rot-grüne Bundesregierung stellte die Entwicklungspolitik in den Mittelpunkt der Verhandlungen beim Kölner G-8-Gipfel. Begleitet wurde die Veranstaltung von Solidaritätsbekundungen für die Armen.

Die G8 verständigte sich darauf, besonders tief in der Schuldenfalle verstrickten Staaten Teile ihrer Verbindlichkeiten zu erlassen und die früher in die Wege geleitete Entschuldungsinitiative der Vereinten Nationen zu beschleunigen.

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Überraschend erließen auch der Internationale Währungsfonds und die Weltbank Teile ihrer finanziellen Forderungen. Bis zu 90 Prozent der Schulden wollte die G8 für Staaten in Afrika streichen, die die Kriterien verantwortungsvollen Regierens erfüllten. Die Gesamtschulden der armen Länder will die G8 bis 2015 halbieren.

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2001: Gipfel der Gewalt

Der Tod des 23 Jahre alten italienischen Studenten Carlo Giuliani überschattete den G-8-Gipfel in Genua. Giuliani starb bei einer Straßenschlacht zwischen Globalisierungsgegnern und Sicherheitskräften. Ein junger Carabiniere hatte sich von dem Demonstranten, der einen Feuerlöscher in den Händen hielt, bedroht gefühlt. Daraufhin hatte er dem Studenten in den Kopf geschossen.

Die italienischen Sicherheitskräfte waren auf das Ausmaß der Proteste gegen den G-8-Gipfel nicht vorbereitet. Bei den Demonstrationen wurden insgesamt etwa 400 Menschen verletzt. Zahlreiche Autos gingen in Flammen auf.

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Globalisierungsgegner erhoben später schwere Vorwürfe gegen die italienische Polizei und reichten Klagen wegen Körperverletzung und Folter ein. Fast zehn Jahre nach dem gewalttätigen G-8-Gipfel von Genua ist Italien von der Schuld am Tod des jungen Demonstranten Carlo Giuliani in letzter Instanz freigesprochen worden. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg wies die Klage im März 2011 von Giulianis Eltern und seiner Schwester in allen Punkten ab.

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2002: Kampf gegen Terrorismus

Knapp ein Jahr nach den terroristischen Anschlägen vom 11. September 2001 auf das World Trade Center in New York und auf das Pentagon in Washington befasste sich im kanadischen Kananaskis erstmals ein G-8-Gipfel mit dem islamistischen Terrorismus. Im Kreis der G 8 sagten die Industrieländer den Vereinigten Staaten Hilfe im Kampf gegen Terroristen und gegen deren Unterstützer zu.

Die Teilnehmer verständigten sich auf die Gründung einer "Globalen Partnerschaft gegen die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen und Massenvernichtungsmaterialien". Das Ziel dieser Initiative sollte sein, Terroristen daran zu hindern, in Besitz von nuklearen, chemischen, biologischen oder radiologischen Waffen zu gelangen.

Gerhard Schröder und George W. Bush während G-8 Gipfel in Kanada, 2002

Quelle: REUTERS

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Dafür sollen zum Beispiel Bestände chemischer Waffen zerstört und ausgediente Atom-U-Boote verschrottet werden. Außerdem beschließen die G-8-Staaten den Aktionsplan für Afrika.

Nachdem afrikanische Staaten sich verpflichtet hatten, wirtschaftlich zusammenzuarbeiten und auf gute Regierungsführung zu achten, wollten die G-8-Staaten diese Bemühungen unterstützen. Nicht zuletzt geschah dies auch, um Extremisten den Nährboden zu entziehen.

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2005: Hilfe für arme Länder

Der 31. Gipfel der G-8-Staaten Anfang Juli 2005 in Schottland ging als der Gipfel der großen Entwicklungshilfezusagen in die Geschichte ein. Begleitet wurde er wiederum von Protesten. Das Treffen ist nach seinem Tagungsort benannt worden, nach dem Gleneagles Hotel in Auchterarder. Der britische Premierminister Tony Blair machte den Klimawandel und die Armut in Afrika zu den Hauptthemen.

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Selbst nach den Terroranschlägen auf die Londoner U-Bahn am 7. Juli 2005 unterbrach er die Verhandlungen nur für kurze Zeit. Die G 8 und die wichtigsten Schwellenländer vereinbarten, gemeinsam gegen die Erderwärmung vorzugehen.

Erstmals erklärte die G 8, dass der Klimawandel "ohne Zweifel" vom Menschen verursacht sei. Um die Not in Afrika zu lindern, beschloss die G8, ihre Entwicklungshilfe bis zum Jahr 2010 zu verdoppeln.

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2006: Heiße Diskussion über Energie

2006 veranstaltete erstmals in der Geschichte der G 8 Russland ein reguläres Gipfeltreffen. Die Staats- und Regierungschefs trafen sich im Konstantinpalast in Sankt Petersburg.

Die Energiepolitik und der Libanonfeldzug Israels standen im Zentrum der Beratungen. Die G 8 wollte den Beitrag der Kernenergie zur Energiesicherheit, zur Verminderung der Luftverschmutzung und zur Bewältigung des Klimawandels betonen.

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Quelle: AFP

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2007: Wachstum und Verantwortung

Der G-8-Gipfel in Heiligendamm war das 33. Treffen der Regierungschefs. Es fand unter deutscher Präsidentschaft vom 6. bis zum 8. Juni statt und stand unter dem Motto: "Wachstum und Verantwortung". Thematische Schwerpunkte bildeten die Gestaltung der Globalisierung auf wirtschaftlichem Sektor sowie die Probleme des afrikanischen Kontinents.

Erstmals hatten sich die G 8 auf die Notwendigkeit gemeinsamer Reduktionsziele bei den Treibhausgasen verständigt. Die Bundesregierung forderte die Bemühungen zur Minderung von Treibhausgasemissionen und zum Ausbau erneuerbarer Energien. Bis 2020 soll der Anteil von Solarenergie, Windkraft und Biomasse am gesamten Energieverbrauch der G-8-Staaten wesentlich ausgeweitet werden.

Themenpaket G8 Japan - Das Logo

Quelle: dpa

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2008: Finanzkrise

Das G-8-Gipfelteffen in Tōyako auf Hokkaido war das insgesamt 34. in der Geschichte. Es fand vom 7. bis 9. Juli statt. Zum ersten Mal nahmen die seit dem vorigen Gipfel neu ernannten Staats- beziehungsweise Regierungschefs Russlands, des Vereinigtes Königreichs und des Gastgeberlands Japan teil. US-Präsident George W. Bush vertrat seine Nation bei diesem Treffen zum letzten Mal. Der italienische Premierminister Silvio Berlusconi nahm nach mehrjähriger Unterbrechung wieder an einem G-8-Gipfel teil.

Zentrale Themen des Treffens waren die Entwicklung der Weltwirtschaft vor dem Hintergrund der Finanz- und Immobilienkrise, sowie die Bekämpfung des Terrorismus und die Erschwerung der Weiterverbreitung von nuklearen Waffentechnologien.

Naoto Kan, Silvio Berlusconi, Barack Obama, Nicolas Sarkozy, Stephen Harper, Dmitry Medvedev, Angela Merkel, David Cameron, Van Rompuy

Quelle: AP

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2010: Weltwirtschaftskrise

Es war seit 1976 der fünfte G-8-Gipfel in Kanada, erstmals mit US-Präsident Barack Obama. Das Treffen fand unter kanadischer Präsidentschaft durch den Premierminister Stephen Harper am 25. und 26. Juni in Huntsville statt. Neben den acht Regierungschefs der G-8-Staaten waren in Kanada auch die fünf Staatschefs der sogenannten "G-5-Länder", die wichtigsten Schwellenländern der Welt, vor Ort: Brasilien, China, Indien, Mexiko und Südafrika.

Die Schwerpunkte der Gespräche in der kanadischen Provinz waren die damalige brenzlige Situation der Weltwirtschaft, der Klimawandel und die damalige Entwicklung der Weltbevölkerung. Außerdem wurden unter anderem auch die Auswirkungen und Konsequenzen aus der Wirtschafts- und Finanzkrise sowie der Weg zurück zu einem erneuten Wachstum besprochen.

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Quelle: AFP

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2011: Revolutionen in der arabischen Welt

Bei dem 36. Gipfeltreffen der G-8-Staaten stehen im französischen Ferienort Deauville die Umwälzungen in der arabischen Welt im Mittelpunkt. Die Mitgliedstaaten der Gruppe werden voraussichtlich Milliardenhilfen für Tunesien und Ägypten beschließen, nachdem die Herrscher dort von Protestbewegungen gestürzt wurden.

Bei dem Treffen wird es auch Diskussionen über einen neuen Chef für den Internationalen Währungsfonds geben. Der bisherige Exekutivdirektor Dominique Strauss-Kahn soll versucht haben, ein Zimmermädchen in einem Hotel zu vergewaltigen und ist wegen der Affäre in Mai zurückgetreten.

© sueddeutsche.de/dpa/rtr/ap/jube
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