Bilanz: Drei Wochen Libyen-Krieg:Kein Ende in Sicht

Als die ersten Bomben fallen, sprechen die Alliierten von ein paar Tagen - inzwischen fliegen die Nato und ihre Verbündeten seit drei Wochen Angriffe gegen Gaddafi. Die Lage der Rebellen hat sich nicht merklich gebessert - und alle Beteiligten suchen nach einem Ausweg.

in Bildern.

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(Foto: dpa)

Als die ersten Bomben fallen, sprechen die Alliierten von ein paar Tagen, inzwischen fliegen sie seit drei Wochen Angriffe gegen Gaddafi. Die Lage der Rebellen hat sich nicht merklich gebessert - und ein Ende der Intervention ist nicht absehbar. Eine Bilanz in Bildern. Zunächst sieht es so aus, als würden das Flugverbot und die Luftangriffe, zu denen sich die internationale Allianz nach langen Verhandlungen im UN-Sicherheitsrat durchgerungen hatte, den Rebellen auf ihrem Vormarsch in Richtung der libyschen Hauptstadt Tripolis den Weg frei machen. Zunächst übernehmen die USA die Führung des Einsatzes. In Bengasi, der Hochburg der Aufständischen im Osten des nordafrikanischen Landes, feiern die Menschen schon ihre Befreiung.

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(Foto: dpa)

Bald ist auch die Frage, wer den internationalen Militäreinsatz anführen soll, endgültig geklärt. Präsident Barack Obama hatte es zuvor wegen innenpolitischer Debatten abgelehnt, dass die USA das Kommando behält. Am 31. März übernimmt die Nato die Führung, nachdem sich Frankreich und die Türkei auf eine gemeinsame Position einigen konnten. Auf dem Bild ist ein französischer Pilot zu sehen, der sich von Kreta aus auf den Weg nach Libyen macht.

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In der neugegründeten Kontaktgruppe, die am 30. März erstmals in London tagt, plant die internationale Gemeinschaft auch humanitäre Hilfeleistungen. In Libyen können sich die Aufständischen mit Unterstützung der alliierten Luftangriffe nach Adschdabija und Brega auch in Ras Lanuf zunächst gegen die Truppen des Diktators Muammar al-Gaddafi behaupten. Wenig später werden sie jedoch auf ihrem Vormarsch gestoppt und von der Armee Gaddafis zurück nach Osten gedrängt.

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(Foto: REUTERS)

Dort kontrollieren die Rebellen aber weiterhin zwei Ölfelder, Misla und die Waha-Oase. Einen großen Erfolg können sie verzeichnen, als am 6. April zum ersten Mal wieder ein beladener Öltanker den Hafen von Tobruk verlässt (siehe Bild). Libyen ist der drittgrößte Ölproduzent Afrikas, die Ölförderung war nach Ausbruch der Proteste stark zurückgegangen.

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(Foto: AFP)

Gaddafi muss zudem eine herbe diplomatische Niederlage verkraften: Sein Außenminister Mussa Kussa setzt sich am 30. März nach London ab, wo er seither verhört wird. Er ist nicht der einzige Gaddafi-Verbündete, der das Weite sucht: Auch der ehemalige Energieminister Ben Schatwan flieht nach Europa.

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(Foto: dpa)

Der Oppositionsrat der Aufständischen wird mittlerweile von Frankreich und Katar anerkannt. Doch auf dem Boden geraten die Rebellen immer weiter unter Druck: Sie liefern sich heftige Gefechte mit den Truppen Gaddafis und werden immer weiter zurückgedrängt. Schließlich bietet die Opposition dem Regime einen Waffenstillstand an - unter der Bedingung, dass der Diktator seine Truppen zurückziehe.

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(Foto: REUTERS)

Aber das Regime geht weiter mit Panzern und Raketen gegen die Rebellen vor. Hart umkämpft sind unter anderem die Küstenstädte Misrata und Brega. Hier gehen Aufständische in der Nähe von Brega vor einer Mörsergranate in Deckung.

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(Foto: dpa)

Um sich und seine Truppen vor den Luftanschlägen der internationalen Allianz zu schützen, scheint Gaddafi jedes Mittel recht: Berichten zufolge werden libysche Zivilisten als "menschliche Schutzschilde" missbraucht. Außerdem heißt es, Gaddafi würde Leichen an die Zielorte der Luftanschläge bringen, um die Aliianz für den Tod von Zivilisten verantwortlich machen zu können. Hier prüft ein Mann in Adschdabija den Schaden an einem zerstörten Panzer von Gaddafis Armee.

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(Foto: dpa)

Ein Ende des Konflikts ist auch nach drei Wochen nicht abzusehen. Anfangs sprachen die Alliierten noch von ein paar Tagen oder Wochen bis zur Lösung der Krise - es dürften wohl eher Monate werden. Die finanziellen Ressourcen des Diktators reichen jedenfalls offenbar für einen langen Krieg aus: Einem Bericht der Financial Times zufolge soll sein Regime unter anderem über 140 Tonnen Gold verfügen. Im Volk hat Gaddafi weiter Unterstützer - ob diese überzeugt sind oder Angst vor Repressalien haben, ist kaum zu beurteilen. Hier hält eine Demonstrantin in Tripolis ein Plakat mit dem Foto des exzentrischen Herrschers in die Luft.

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(Foto: AP)

Je länger der Einsatz dauert, desto schwieriger ist auch die Lage für die Nato: Am 3. April werden bei einem Luftangriff der Allianz versehentlich 13 Rebellen getötet. Wenige Tage später heißt es erneut, das Bündnis habe bei einem Bombardement irrtümlich mehr als zehn Aufständische getroffen. Auf dem Bild ist der kanadische Nato-Kommandeur des Libyen-Einsatzes, Generalleutnant Charles Bouchard, auf dem Weg zu einer Pressekonferenz zu sehen.

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(Foto: REUTERS)

Die USA beteiligen sich unterdessen wegen der innenpolitischen Kontroverse vorerst gar nicht mehr an den Luftangriffen. Agenten des Geheimdienstes CIA und auch des britischen MI6 sind US-Medienberichten zufolge allerdings schon seit mehreren Wochen in Libyen, um Informationen über die Rebellen zu erhalten.

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(Foto: dpa)

Angesichts ihrer militärischen Unterlegenheit gegenüber Gaddafis Truppen diskutiert die internationale Gemeinschaft, ob Waffenlieferungen an die Rebellen vom UN-Mandat gedeckt wären. Während die USA und Frankreich eine solche Unterstützung zumindest als mögliche Option sehen, sind Großbritannien und die Nato dagegen. Von den Aufständischen heißt es, sie hätten inzwischen leichte Waffen von "befreundeten Staaten" erhalten.

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(Foto: Getty Images)

Auch wenn der internationale Militäreinsatz womöglich ein Massaker in der Rebellenhochburg Bengasi verhindern konnte: Die Lage der Aufständischen hat sich seither nicht merklich verbessert. Ein Waffenstillstand zeichnet sich nicht ab, ein Konzept für eine politische Lösung fehlt. Besonders dramatisch ist die Situation in Misrata: Die Vereinten Nationen forderten für die belagerte Stadt im Westen des Landes einen mindestens vorübergehenden Waffenstillstand, damit dort eine humanitäre Katastrophe verhindert werden kann.

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(Foto: dapd)

Auch in der deutschen Politik hat sich die Wahrnehmung des Libyen-Einsatzes geändert. Nachdem die schwarz-gelbe Koalition und insbesondere Chefdiplomat Guido Westerwelle für ihre Enthaltung im Sicherheitsrat nicht nur von Ex-Außenminister Joschka Fischer gerügt wurde, erwägt die Koalition nun, Soldaten für eine humanitäre Mission zu entsenden. Die Opposition spricht von schwarz-gelber Verlogenheit.

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(Foto: AFP)

Am 7. April bringt sich die Türkei als Vermittler ins Gespräch. Premierminister Recep Tayyip Erdogan hat einen Friedensfahrplan für Libyen vorgeschlagen. Er wird von beiden Konfliktparteien begrüßt. Allerdings bestehen die Aufständischen weiterhin darauf, dass Staatschef Muammar al-Gaddafi das Land verlässt. Der türkische Plan sieht unter anderem eine Waffenruhe und einen Rückzug der Gaddafi-Truppen aus den belagerten Städten im Westen des Landes vor.

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(Foto: Reuters)

Wenige Tage später empfängt der libysche Machthaber Gaddafi in Tripolis Delegierte der Afrikanischen Union (hier im Bild mit Kongos Präsidenten Denis Sassou Nguessou). Die AU-Delegierten unter der Leitung von Südafrikas Präsidenten Jacob Zuma legen eine Roadmap vor, die unter anderem eine sofortige Waffenruhe vorsieht. Gaddafi soll diesem Plan zugestimmt haben. Allerdings machte die AU-Delegation keine Angaben, ob der Plan auch Stellung nehme zu der Hauptforderung der Opposition - den Rückzug Gaddafis.

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