Beziehung zwischen Nordkorea und China:Kim Jong Un will mit einer Frauenband Diplomatie wagen - und scheitert

Der Auftritt der nordkoreanischen Kombo Moranbong in Peking sollte ein Symbol der Freundschaft werden. Szenen eines missglückten Annäherungsversuchs.

Von Johanna Bruckner

10 Bilder

Members of the Moranbong Band from North Korea arrive at a hotel in central Beijing

Quelle: REUTERS

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Diplomatie ist nicht das politische Mittel der Wahl von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un. Schon eher militärische Drohgebärden. Insofern war es etwas Besonderes, dass der Jung-Diktator die von ihm gegründete Frauenband Moranbong auf diplomatische Mission zu "Freundschaftskonzerten" ins Ausland schickte. Und dann auch noch nach China! Die Beziehung der einander traditionell wohlgesonnenen Länder ist seit dem Machtantritt von Kim Jong Un 2012 angespannt. Der "große Bruder" China ist verärgert über Nordkoreas Atomtests und andere Provokationen.

Zunächst schien auch alles nach Plan zu laufen: Die zwölf Damen, hochdekorierte Soldatinnen, angeblich von Kim handverlesen für die Musik-Kombo, reisten am Donnerstag an und bezogen ihr Hotel.

North Korean Female Music Group Moranbong Band Visits Beijing

Quelle: Getty Images

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Es gab Goodie-Bags für die Damen und ein Lächeln fürs Hotelpersonal und die anwesenden Fotografen. Moranbong bewiesen, dass sie tatsächlich eine "weltweit elegante Band" sind, wie die heimische Presse schon lobte.

A man gestures as he escorts members of the Moranbong Band from North Korea to leave a hotel in central Beijing

Quelle: REUTERS

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Ja, man war mit Bodyguard und Chanel-Bag angereist - ein bisschen westliches Promi-Posing geht auch in Ostasien.

Members of the Moranbong Band from North Korea carry their instruments as they leave a hotel in central Beijing

Quelle: REUTERS

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Doch die Musikerinnen hatten auch Instrumente im Gepäck (genauer: Saxofon, Cello, Geige, Klavier, Schlagzeug und E-Gitarre). Das war also kein Wir-tun-mal-so-als-ob-Besuch, sondern ein richtiger, ehrlicher Diplomatieversuch. Der sollte am Wochenende in besagten drei "Freundschaftskonzerten" gipfeln. Geladen waren freilich keine normalen Bürger, sondern die chinesische Parteielite. In diesen Dingen sind China und Nordkorea nicht weit voneinander entfernt.

A member of the Moranbong Band from North Korea speaks to the press outside a hotel in central Beijing

Quelle: REUTERS

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Die Moranbong-Mitglieder gaben nett Interviews, ...

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Quelle: AP

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... winkten nett aus dem Tourbus ...

Members of Moranbong Band from North Korea leave the National Grand Theatre after a rehearsal session in Beijing

Quelle: REUTERS

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... und gingen brav zur Konzertprobe im Pekinger "National Grand Theatre". Doch dann ging etwas gründlich schief.

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Quelle: AP

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Denn zu diesem Bild kam es nie, das ist eine Archivaufnahme, die verdeutlicht, warum Moranbong mitunter als die nordkoreanischen Spice Girls gehandelt werden. Die Konzerte wurden in letzter Minute gecancelt. Warum? Darüber gibt es nur Spekulationen - bei denen es wohl auch bleiben wird, bedenkt man die Kommunikationspolitik beider Länder.

Ein Gerücht besagt, Chinas Zensoren hätten eine Liedzeile eines Moranbong-Songs geändert, woraufhin die Gäste erzürnt abgereist seien. Ein anderes nennt die jüngste Provokation Kim Jong Uns als Auslöser: Am Donnerstag hatte Nordkoreas Diktator verlauten lassen, dass er im Besitz einer Wasserstoffbombe sei. Daraufhin, so heißt es aus chinesischen Kreisen, habe China beschlossen, nur noch Parteiführer niedrigen Ranges zu den Konzerten zu schicken. Und das, obwohl Nordkorea mindestens Premier Li Keqiang, besser Präsident Xi Jinping im Konzertsaal sehen wollte. Ein drittes Gerücht dreht sich um Hyon Song Wol, Leadsängerin von Moranbong und mutmaßliche Ex-Geliebte von Kim Jong: Angeblich störte sich die nordkoreanische Führung am Presserummel um die junge Frau, die zwischenzeitlich schon als tot galt - angeblich hingerichtet von Kim Jong Un.

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Quelle: AFP

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Wie dem auch sei, Pjöngjang verfügte wohl die Abreise der musikalischen Delegation. Mit nettem Winken oder ...

Mitglieder der nordkoreanischen Band Moranbong am Flughafen in Peking

Quelle: REUTERS

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... nettem Lächeln war dann nicht mehr viel. Bleibt zu befürchten, dass Kim Jong Un nach diesem Diplomatiedesaster jetzt wieder auf sein bewährtes Mittel setzt: Drohungen.

© SZ/dpa/jobr/sana
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