Besuch von Barack Obama:Berlin im Schnelldurchlauf

25 Stunden, 30 Minuten werden Barack und Michelle Obama mit ihren Töchtern in Berlin sein. Auf dem straffen Zeitplan des US-Präsidenten stehen Treffen mit Joachim Gauck, Angela Merkel und Peer Steinbrück. Im Gepäck hat Obama aber nicht nur das Manuskript seiner Rede vor dem Brandenburger Tor, sondern auch ein Fahrzeug mit dem Spitznamen "The Beast".

Details des Berlin-Besuchs.

Berlin wartet gespannt auf US-Präsident Barack Obama. Die Sicherheitsvorkehrungen für den lang herbeigesehnten Besuch sind gigantisch, der Terminplan der Präsidentenfamilie ist eng getaktet. Für First Lady Michelle und ihre Töchter Malia und Sasha ist es der erste Besuch in Deutschlands Hauptstadt.

Obamas Programm:

  • Der US-Präsident reist mit Ehefrau Michelle und den Töchtern Malia, 14, und Sasha, 12, zu einem Arbeitsbesuch - keinem offiziellen Staatsbesuch - nach Berlin.
  • Dienstag, 20.25 Uhr: Die Präsidentenmaschine "Air Force One" landet auf dem militärischen Teil des Flughafens Tegel. Von dort wird eine Eskorte die Obamas mitsamt ihrer Entourage zum Ritz-Carlton Hotel am Potsdamer Platz begleiten. Dort bezieht die Präsidentenfamilie einen Sicherheitstrakt, der hermetisch abgeriegelt werden kann und sich im elften Stock befindet.
  • Mittwoch, 9.50 Uhr: Bundespräsident Joachim Gauck empfängt den US-Präsidenten am Schloss Bellevue. Nachdem Obama sich im Gästebuch verewigt hat, bleibt genau eine Stunde für ein Gespräch unter vier Augen in Gaucks Arbeitszimmer.
  • 11 Uhr: Kanzlerin Angela Merkel (CDU) begrüßt Obama im Ehrenhof des Kanzleramtes und zieht sich dann mit ihrem Gast zu einem "bilateralen Gespräch" im Kleinen Kabinettsaal zurück.
  • 12.30 Uhr: Obama und Merkel geben eine gemeinsame Pressekonferenz, bevor sie sich zu einem "Mittagessen unter vier Augen" zurückziehen. Sogar ihre engsten Beraterstäbe werden nicht an diesem Mittagessen teilnehmen. Dolmetscher werden nur bei Bedarf hinzugezogen - neben Russisch spricht die Kanzlerin auch fließend Englisch.
  • 15 Uhr: Der Höhepunkt des Berlin-Besuchs. Der US-Präsident wird vor 4000 geladenen Gästen eine Rede vor dem Brandenburger Tor halten. 50 Jahre vor ihm sprach der damalige US-Präsident John F. Kennedy am Rathaus Schöneberg die berühmten Worte "Ich bin ein Berliner".
  • 16.15 Uhr: Obama trifft SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück. Währenddessen werden in Schloss Charlottenburg die Vorbereitungen für das abendliche Dinner auf Hochtouren laufen: 250 Gäste sind zum festlichen Abendessen mit Merkel und den Obamas in der Orangerie geladen. Doch allzu lange werden die Gäste nicht mit der Präsidentenfamilie feiern können.
  • 21.55 Uhr: Die Obamas treten in der "Airforce One" die Rückreise an.

​Programm für Michelle, Malia und Sasha:

Obama in Berlin - Vorbereitungen

So begrüßt Berlin den US-Präsidenten. 

(Foto: dpa)

Weil die Töchter Sasha und Malia bereits Schulferien haben, sind sie in Berlin dabei. Die First Lady wird gemeinsam mit den Töchtern am Mittwochmorgen das Denkmal für die ermordeten Juden Europas besuchen. Wenig später wird Merkels Ehemann, Joachim Sauer, der Präsidentengattin das "Mauer-Panorama" erklären, das der Künstler Yadegar Asisi am Checkpoint Charlie aufgestellt hat. Auch die Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße steht auf dem Programm. Es wird darüber spekuliert, dass dann Zeit für ein kurzes Treffen mit Obamas kenianischer Halbschwester, Auma Obama, sein könnte. Sicher ist, dass die First Lady und ihre Töchter das Mittagessen auf dem Dach des Reichstages einnehmen werden.

Die höchste Sicherheitsstufe:

Die Angst vor Terroranschlägen und Attentaten während des Besuchs des US-Präsidenten ist groß, es gilt die höchstmögliche Sicherheitsstufe1+. Der Luftraum über Berlin ist während Landung und Abflug vollständig gesperrt. Auch in der Berliner Innenstadt herrscht Ausnahmezustand: Der Pariser Platz und die Straße Unter den Linden können seit gestern nicht mehr befahren werden, Gullydeckel wurden verplompt. Der Bereich um das Ritz-Carlton Hotel ist abgeriegelt. Scharfschützen sind im Einsatz. Restaurants in der Nähe der Luxusherberge werden vorsorglich geschlossen. 3000 Polizisten sind heute in Berlin unterwegs, unter anderem suchen sie mit Spürhunden die Straßen ab. Taucher suchen selbst die Spree nach verdächtigen Gegenständen ab. Die Routen, die der Präsidentenkonvoi zurücklegen wird, sind noch geheim. Obama bringt dafür sogar sein eigenes Auto, einen gepanzerten Cadillac, mit. Dieser trägt den Spitznamen "The Beast" und das Kennzeichen "USA1". Angeblich sollen an Bord des tonnenschweren Fahrzeuges Blutkonserven des Präsidenten sein. Begleitet werden die Obamas auch von Mitgliedern des Secret Service. Die haben folgende Codennamen für die Präsidentenfamilie: Barack Obama wird "Renegade" genannt, Michelle Obama heißt bei den Sicherheitskräften "Renaissance", die ältere Tochter Malia "Radiance" und Nesthäkchen Sasha "Rosebud".

Was Berliner wissen sollten:

Im gesamten Regierungsviertel und am Potsdamer Platz dürfen Passanten während des Besuchs nichts mehr abstellen, nicht einmal ein Fahrrad. Papierkörbe wurden entfernt. Weil weite Teile abgeriegelt sind, empfiehlt die Polizei, die gesamte Innenstadt zu umfahren. Auch im öffentlichen Nahverkehr gibt es Einschränkungen, zum Beispiel wird die Kanzler-U-Bahn 55 zwischen Hauptbahnhof und Brandenburger Tor nicht fahren. In die abgesperrten Bereiche dürfen nur noch Menschen, die dort wohnen oder arbeiten - und auch das nur begleitet von der Polizei. Rund um Pariser und Potsdamer Platz dürfen die Bewohner ihre Fenster zum Brandenburger Tor oder zum Hotel der Obamas nicht öffnen. Es ist auch verboten, Balkone und Terrassen zu betreten. Rund um das Brandenburger Tor gilt während der Rede Obamas eine Sperrzone von etwa einem Kilometer - nur die geladenen Gäste haben Zutritt.

Die Kosten des Besuchs:

Die Gesamtkosten wurden nicht offiziell bekanntgegeben, sollen nach Schätzungen von Experten aber in zweistelliger Millionenhöhe liegen. Der Besuch des US-Präsidenten 2009 in Dresden soll 40 Millionen Euro gekostet haben. Im Hotel nächtigen die Obamas auf Kosten der deutschen Steuerzahler. In der Regel werden die Übernachtungen für den Präsidenten und zehn weitere Gäste vom Gastgeber übernommen.

Die ARD überträgt die Rede Obamas ab 14.55 Uhr.

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