Berühmte Chinesen:Die Stars im Kollektiv

Die Chinesen sind ein Milliardenvolk - und werden im Ausland meist als gesichtsloses Kollektiv wahrgenommen. Doch auch die Volksrepublik hat ihre großen Gestalten und Stars. Ein Who's Who in Bildern.

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Hu Jintao, AP

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Die Chinesen sind ein Milliardenvolk - und werden im Ausland meist als gesichtsloses Kollektiv wahrgenommen. Doch auch die Volksrepublik hat ihre großen Gestalten und Stars. Ein Who's Who in Bildern.

Die erbitterte Debatte um die Politik des chinesischen Regimes vor den Olympischen Spielen von Peking hat einen neuen Höhepunkt erreicht. Im Zentrum steht Präsident Hu Jintao, Partei- und Staatschef zugleich, er vereint ungeheure Macht.

Es heißt, Hu sei schon als Schüler als linientreu aufgefallen. Er studierte an Pekings Elite-Universität Qinghua. Als Parteisekretär in Tibet ließ er dort 1989 einen Aufstand blutig niederschlagen. Zusammen mit Premierminister Wen Jibao steht Hu aber auch für Reformen in China - die Maßnahmen gegen Andersdenkende vor den Spielen rücken Hu jedoch wieder in zunehmend schlechtes Licht.

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Bai Ling, ddp

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Symbolisiert Hu Jintao die umstrittene Politik Chinas, so steht diese Frau für den neuen Glamour des Landes. Bai Ling ist einer der schillerndsten Stars des internationalen Kinos. Ihre Biographie ist weniger bekannt.

Als 14-Jährige ging Bai Ling zur Volksbefreiungsarmee. Als Truppenunterhalterin verbrachte sie drei Jahre in Tibet. Ende der achtziger Jahre zog es Bai Ling nach Peking, sie spielte weiter Theater und begann sich in der Studentenbewegung zu engagieren. 1991 emigrierte sie in die USA und spielte in Filmen wie "The Crow" und "Nixon".

Schlagzeilen machte Bai Ling als leichtbekleidetes Jurymitglied der Berlinale und als Hauptdarstellerin der Verfilmung des Skandalromans "Shanghai Baby" von Zhou Wei Hui, der in China wegen angeblich pornographischer Inhalte bis heute verboten ist. Doch auch in chinesischen Filmen tritt Bai Ling weiter auf.

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Wei Jingsheng, Reuters

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Der Dissident Wei Jingsheng ist einer der berühmtesten Kritiker des chinesischen Regimes. Er war Wortführer des kurzen "Pekinger Frühlings" 1978. Nachdem er Ende der siebziger Jahre eine Demokratisierung des kommunistischen Staates gefordert hatte, wurde er in einem Schauprozess zu 15 Jahren Haft verurteilt.

Auch diese Strafe brachte ihn nicht von seinem Weg ab - nach seiner Entlassung blieb er aktiv und wurde erneut verurteilt. 1997 wurde er ins Exil gezwungen und musste sein Land Richtung USA verlassen. Seither setzt er sein Engagement im Ausland fort.

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Jackie Chan und Yang Liwei, AFP

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Zwei chinesische Idole auf einer Bühne: Der Martial-Arts-Star Jackie Chan (links) und der erste Weltraumfahrer (Taikonaut) der Volksrepublik, Yang Liwei. Im Jahr 2003 singen sie ein Duett zur Feier des chinesischen Aufstiegs zur Supermacht - beide sind sie Aushängeschilder des Erfolgs.

Jackie Chan - 1954 in Hongkong geboren als Chan Kong-Sang - kommt aus der harten Schule der China Drama Academy, einer berühmten Peking-Oper-Schule. Er wurde als Nachfolger von Bruce Lee aufgebaut und hat mittlerweile über 80 Filme gedreht, darunter "Shang-High Noon" und die "Rush Hour"-Trilogie.

Im Westen weniger bekannt, doch in China frenetisch verehrt, ist sein Duettpartner Yang Liwei: Er war der erste Chinese im Weltraum. Aus 1500 Luftwaffen-Piloten wurde der Oberst ausgewählt, um im Oktober 2003 mit der Kapsel Shenzhou-5 14 Mal die Erde zu umkreisen. Das machte ihn zum Volkshelden - auch wenn die Volksrepublik nach seinem Flug die Schulbücher korrigieren musste: Entgegen der bis dahin geltenden Ansicht war es dem Astronauten nicht gelungen, die Chinesische Mauer aus dem All zu sehen. Am 6. August 2008 durfte er das olympische Feuer trotzdem ein Stück durch Peking tragen.

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Gao Xingjian, dpa

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Zu eher überraschender Berühmtheit gelangte der Schriftsteller Gao Xingjian. Er bekam im Jahr 2000 den Literatur-Nobelpreis.

Der 1940 in der Provinz Jiangxi geborene Autor von Werken wie "Der Berg der Seele" und "Das Buch eines einsamen Menschen" hatte sich schon 1987 als Exilant in Paris niedergelassen. In China hatte er Umerziehungslager und Zwangsarbeit auf dem Land erlebt. Kein Wunder, dass sich das chinesische Regime über die Auszeichnung wenig erfreut zeigte.

Doch auch international wurde die Preisvergabe skeptisch kommentiert: Wie sich herausstellte, war ein Mitglied der Schwedischen Akademie, die über den Preis entscheidet, sein Übersetzer und Verleger.

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Lang Lang, dpa

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Unbelasteter ist der Erfolg des Pianisten Lang Lang. In seiner Heimatstadt Shenyang gewann er schon mit fünf Jahren einen Klavierwettbewerb, mit 17 gelang ihm der Start in eine internationale Karriere.

Mit seinen Interpretationen europäischer Klassik schlägt er kulturelle Brücken zwischen China und dem Westen. So spielte er 2006 zum 250. Geburtstag von Wolfgang Amadeus Mozart dessen c-Moll-Konzert in der Großen Halle des Volkes in Peking. Dass in China viele Millionen Kinder Klavierunterricht nehmen, wird nicht zuletzt seiner Vorbildfunktion zugeschrieben.

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Ai Wei Wei, dpa

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"Bei uns gibt es keine Demokratie, keine Gerechtigkeit und Gleichheit, nur Täuschung und Verrat." Harte Worte zu den Zuständen in China. Sie stammen aus dem Mund des Künstlers Ai Weiwei. Ai Weiwei, der das Olympiastadion mitgeplant hat, ist in seiner Heimat berühmt und gilt derzeit als unantastbar. Weil er heftige Regimekritik übt, vermuten Experten in der Kunstwelt, dass ihm spätestens nach den Spielen Unbill blüht.

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Liu Xiang, Reuters

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Auf diesem Mann lasten die Erwartungen von über einer Milliarde Menschen: Der 25-jährige Hürdenläufer Liu Xiang soll bei den Olympischen Spielen in Peking Gold holen.

Mehr als 300 Millionen Chinesen sahen zu, wie er 2004 in Athen für das Reich der Mitte die erste olympische Sprint-Goldmedaille in der Geschichte holte. Mittlerweile ist Liu Xiang ein omnipräsentes Idol. Marken wie Coca-Cola und China Mobile schmücken sich mit ihm, die Medien peitschen die Erwartungen an ihn immer weiter hoch. Die Spiele von Peking könnten zum Höhepunkt seiner Karriere werden.

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Yao Ming, AFP

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Von wegen kleine Chinesen: Der 2,29-Meter-Basketballer Yao Ming ist selbst in der amerikanischen NBA einer der größten Spieler. Überragend auch seine übrige Bilanz: Der 27-Jährige verdient 55 Millionen US-Dollar im Jahr, das macht ihn zum reichsten chinesischen Sportler.

Dem Magazin Forbes zufolge ist er sogar der berühmteste Chinese überhaupt. Beim Finale des Fackellaufs in Peking am 6. August durfte er das olympische Feuer tragen.

Doch der Erfolg hat Schattenseiten. Sport ist hochpolitisch in China - und Athleten können längst nicht tun und lassen was sie wollen. Als 13-Jähriger wurde Yao Ming genötigt, in ein Sportinternat zu ziehen. Die Gängelung hört auch für den Multimillionär nicht auf: Als er sich im vergangenen Sommer für seine Hochzeit eine Weile freinehmen wollte, pfiff die chinesische Presse ihn prompt zurück zum Training für die Nationalmannschaft. "Ruhm zu erobern für die Nation" gehe vor - das wird China auch während und nach Olympia 2008 von Yao Ming erwarten.

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Stanley Ho, Reuters

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Die Volksrepublik China ist ein kommunistisches Land, der Ideologie folgend sollte es Menschen wie Stanley Ho gar nicht geben. Doch der Spekulant hat sein Glück dennoch gemacht - im portugiesischen Macao, wohin er im Zweiten Weltkrieg vom japanisch besetzten Hongkong aus mit nur zehn Dollar in der Tasche flüchtete.

Er wurde zum Herrscher über den asiatischen Glücksspielmarkt, er erwarb einen TV-Sender, zahllose Immobilien und Firmen. Nun, mit 86 Jahren, wird ihm ein Vermögen von sieben Milliarden Dollar nachgesagt. Und Ho kann in Hongkong mit einem silbernen Rolls-Royce spazierenfahren.

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Jack Ma, AFP

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Die Zeiten haben sich geändert und inzwischen kann man auch in der Volksrepublik selbst das große Geld machen. Eine der spektakulärsten Erfolgsgeschichten Chinas hat der Unternehmer Jack Ma geschrieben.

Er stieg mit geliehenen 2000 US-Dollar ins Internetgeschäft ein. 1999 gründete er das Unternehmen Alibaba Group und die Website Alibaba.com. Es folgten das Online-Auktionshaus Taobao - das asiatische Ebay. Ma spielte seine Karten zum richtigen Zeitpunkt aus und beeindruckte die Finanzwelt 2007 mit dem zweitgrößten Börsengang eines Internetunternehmens aller Zeiten. Seine Alibaba Group steckte rund eine Milliarde Euro ein - mehr hatte bei einem Börsengang nur Google verdient.

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Zhang Yimou, AP

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Der Regisseur Zhang Yimou ist einer der berühmtesten Filmemacher seines Landes und durfte die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Peking gestalten.

"Ich habe keine politischen Absichten, ich interessiere mich nicht für Politik", hat er einmal selbst gesagt. Bekannt ist er in der Tat eher für aufwendige und spektakuläre visuelle Effekte und genaue Charakterstudien. Mit Filmen wie "Das rote Kornfeld" (1987), "Rote Laterne" (1991) und "Hero" (2002) hat er sich auf der ganzen Welt einen Namen gemacht und Preise bei den Filmfesten von Cannes, Venedig und Berlin eingeheimst.

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Gong Li, AFP

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Durch die Werke von Zhang Yimou gelang auch der chinesischen Schauspielerin Gong Li der Durchbruch.

Einen ihrer größten internationalen Erfolge feierte Gong Li jedoch als Japanerin - im Hollywood-Film "Die Geisha". Ebenso wie die Hauptdarstellerin Zhang Ziyi sah sie sich in China großer Kritik ausgesetzt - hier gilt der einstige Kriegsgegner Japan vielen immer noch als Feindesland. "Die Geisha" kam nie auf chinesische Leinwände - Gong Lis Karriere dagegen geht weiter: 2007 wirkte sie im 45 Millionen Dollar teuren Film "Der Fluch der goldenen Blume" mit - dem bisher kostspieligsten chinesischen Film aller Zeiten.

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Lou Jiwei, Reuters

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Mit Starruhm à la Gong Li kann dieser Herr zwar nicht mithalten. Dennoch dürfte Lou Jiwei für die weitere Zukunft seines Landes entscheidende Bedeutung haben. Time wählte ihn 2008 in ihre Liste der 100 wichtigsten Menschen der Welt und vermutet, er werde die Frage beantworten, ob "ein Fondsmanager China und den Rest der Welt verändern kann".

Denn der frühere Vize-Finanzminister der Volksrepublik sitzt an der Spitze des größten Investment-Fonds aller Zeiten - die Volksrepublik hat 200 Milliarden US-Dollar in die China Investment Corp. gesteckt, die Jiwei nun verwaltet.

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Texte: ihe

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