Berliner Philharmoniker:Vorwärts mit Petrenko

Das Orchester hat sich entschieden: fürs Abenteuer.

Von Reinhard Brembeck

Die Berliner Philharmoniker haben Kirill Petrenko zu ihrem Chefdirigenten gewählt - und damit ein Zeichen gesetzt, das weit über die Klassikszene hinausreicht.

Als die Musiker vor sechs Wochen einen ersten, erfolglosen Wahlversuch unternahmen, da konnten sie sich offenbar nicht auf Christian Thielemann verständigen, den nicht nur musikalisch konservativen Meisterdirigenten, dessen Wagner-, Strauß- und Brahms-Deutungen für viele Musiker und Fans das Nonplusultra sind. Mit dem 56-jährigen Thielemann hätten die Philharmoniker genau gewusst, was die Zukunft bringt. Mit dem 42-jährigen, bisher vorwiegend in der Oper tätigen Petrenko wissen sie es nicht, sie können nur mit guten Gründen auf eine glorreiche Zukunft hoffen.

Denn Petrenko steht - wie schon seine Vorgänger Claudio Abbado und Simon Rattle - für Weltoffenheit; zudem ist er derzeit der beste, weil leidenschaftlichste, fantasiebegabteste und detailverliebteste unter den Dirigenten. Das berühmteste deutsche Orchester geht bei Petrenko ein hohes Risiko ein. Denn es setzt nicht auf Sicherheit oder Bewährtes, sondern zeigt den Mut zu neuen und zeitgemäßen Lösungen. Die klassische Musik wird stark von der öffentlichen Hand gefördert, und sie ist eine Kunstsparte, die sich bevorzugt mit der Vergangenheit auseinandersetzt. Gerade hier ist dieses Bekenntnis zur Zukunft essenziell.

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