Berg-Karabach:Der kaukasische Knoten

Die Region steuert auf einen neuen Krieg zu. Russland und die Türkei könnten darin verwickelt werden.

Von Frank Nienhuysen

Derart gebannt verfolgt Europa, wie in der Ostukraine ein Konflikt allmählich einfriert, dass niemand damit gerechnet hat, ein anderer könne gleichzeitig wieder auftauen. Doch die Gewaltserie in Berg-Karabach hat sich auch am Montag fortgesetzt; fast drei Dutzend Tote binnen weniger Tage zeigen, dass der Kaukasus-Konflikt wieder heiß wird - mehr als 20 Jahre nach einem Waffenstillstand, der den Krieg zwar stoppte, aber nicht wirklich Frieden brachte.

Amerika, Russland, Europa, die UN: Die ganze Welt also warnt, fürchtet und zeigt sich besorgt, dabei hat sich die Eskalation seit Langem angebahnt. Aserbaidschan, dem die von Armeniern bewohnte Enklave völkerrechtlich gehört, hat die Jahre des Öl-Booms genutzt, um seine Armee aufzurüsten. Und um Kriegsdrohungen war die Führung in Baku auch nicht verlegen. Jetzt wird sie auch noch vom türkischen Freund und Partner Recep Tayyip Erdoğan ermuntert, der Aserbaidschan "bis zum Ende unterstützen" will. Armenien als Schutzmacht der Karabach-Armenier wiederum hält selbstbewusst dagegen. Aus gutem Grund: Es weiß Russland militärisch an seiner Seite.

Die Lage ist also mehr als ein entflammter Konflikt zwischen Aserbaidschan und Armenien - auch die russisch-türkischen Kalamitäten spielen nun eine Rolle. Das macht ihn so gefährlich. Der kaukasische Knoten zieht sich fest; und Europa ist zu ohnmächtig, um ihn lösen zu können.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: