Beresowski und die Revolution:Umsturz ja, aber unblutig

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Der britische Guardian zitierte den schwerreichen Exil-Russen mit einem Aufruf zum gewaltsamen Staatsstreich gegen Kremlchef Putin. Nun meldete sich Beresowski wieder - und widersprach dem Zeitungsbericht.

Der russische Milliardär Boris Beresowski bestritt, wonach er den gewaltsamen Sturz des Präsidenten Wladimir Putin anstrebe. In einer am Freitag veröffentlichten Erklärung betonte der in London im Exil lebende Putin-Gegner, er unterstütze einen "unblutigen" Regierungswechsel in Moskau. "Ich unterstütze keine direkte Aktion. Ich befürworte oder unterstütze Gewalt nicht."

Dieses Bild aus dem Jahr 2000 zeigt Boris Berezovsky bei der Pressekonferenz, auf der er seinen Rücktritt aus der Duma bekannt gab. (Foto: Foto: dpa)

Beresowski reagierte damit auf ein Interview mit dem Guardian vom gleichen Tag, in dem der Putin-Gegner mit entsprechenden Aussagen wiedergegeben wurde: Er finanziere Politiker aus dem Umfeld Putins für eine Palastrevolution, sagte Beresowski demnach der britischen Tageszeitung. "Wir müssen Gewalt einsetzen, um dieses Regime zu stürzen, denn (...) Dieses Regime ist nicht verfassungsgemäß."

Es sei unmöglich, das russische Regime mit demokratischen Mitteln zu verändern, erklärte Beresowski mit Blick auf die Parlaments- und Präsidentenwahlen im kommenden Winter.

Deshalb bereite er einen gewaltsamen Umsturz vor. Der Oligarch steht nach eigenen Angaben mit Teilen der politischen Elite Russlands in Kontakt, die seine Kritik an Putin unterstützten. Der Kremlchef schade seiner Heimat, indem er demokratische Reformen rückgängig mache, die Opposition unterdrücke und sich über die Verfassung hinwegsetze.

Beresowski hat den Kreml auch für den spektakulären Gifttod seines Mitarbeiters Alexander Litwinenko im November 2006 verantwortlich gemacht.

In scharfen Reaktionen forderte die russische Führung darauf die Aberkennung des Flüchtlingsstatus Beresowskis. "Wir würden gerne glauben, dass Großbritannien niemals jemandem politisches Asyl gewährt, der mit Gewalt einen Regimewechsel in Russland herbeiführen will", sagte Putins Sprecher Dmitri Peskow dem Guardian.

Enger Vertrauter von Boris Jelzin

Außenminister Lawrow warf Beresowski den Missbrauch seines Status als politischer Flüchtling vor. "Die britischen Behörden wissen bestens, was dieser Mensch vorhat", sagte Lawrow am Freitag in Moskau. Generalstaatsanwalt Juri Tschaika leitete ein Strafverfahren wegen Aufrufs zum gewaltsamen Umsturz ein und forderte erneut die Auslieferung durch London.

Beresowski galt als einer der engsten Vertrauten von Putins Vorgänger Boris Jelzin. Der Milliardär war im Jahr 2000 nach London ins Exil gegangen und hatte dort politisches Asyl erhalten. Mit seinem enormen Vermögen setzte er von London aus seinen Kampf gegen Präsident Putin fort.

Im vergangenen Jahr drohte der damalige britische Außenminister Jack Straw, Beresowski seinen Flüchtlingsstatus abzuerkennen, nachdem dieser bereits damals zum gewaltsamen Umsturz in Russland aufgerufen hatte. Ein britisches Gericht lehnte aber ein russisches Auslieferungsgesuch mit dem Hinweis ab, Beresowski genieße in Großbritannien Asyl.

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