Benzin-Gipfel:Garantie der Konzerne soll Bio-Sprit retten

Die deutschen Autofahrer sind verunsichert, doch die Bundesregierung will an dem umstrittenen Bio-Sprit festhalten. Die Autohersteller planen an Tankstellen "verbindliche Listen" auszulegen, welche Fahrzeuge E10 nutzen können - das soll die Verbraucher beruhigen.

Daniela Kuhr

Trotz der Verunsicherung von Millionen Autofahrern hält die Bundesregierung am umstrittenen Bio-Sprit E10 fest. Künftig sollen aber rechtsverbindliche Listen an den Tankstellen über die Verträglichkeit des Kraftstoffs informieren. Das kündigte Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) am Dienstag nach dem Benzin-Gipfel in Berlin mit.

Röttgen betonte, Regierung, Wirtschaft und Verbände seien sich bei dem Treffen einig gewesen, an der Einführung von E10 festzuhalten. Das diene sowohl dem Umwelt- und Klimaschutz als auch der Sicherheit der Energieversorgung. Der Minister räumte ein, dass die bisherige Information der Autofahrer mangelhaft gewesen sei. Alle Verbraucher würden daher künftig an den Tankstellen Klarheit darüber bekommen, ob ihr Auto den Sprit vertrage oder nicht. Dort würden "verbindliche Listen" liegen, die von den Auto-Herstellern erstellt worden seien, sagte Röttgen. Die Unternehmen hätten versichert, dass sich die Verbraucher auf die darin enthaltenen Angaben verlassen könnten.

Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) und Röttgen hatten sich zuvor mit Vertretern der Mineralölbranche und der Autoindustrie zu einem Krisengespräch getroffen. Anlass war die ablehnende Haltung der Verbraucher gegenüber dem neuen Kraftstoff E 10. Dieser enthält zehn Prozent Ethanol - und damit doppelt so viel wie die herkömmlichen Benzinsorten mit nur fünf Prozent Ethanol. Weil jedoch sieben Prozent aller Fahrzeuge den neuen Kraftstoff nicht vertragen und für Autofahrer nicht eindeutig erkennbar ist, welche Fahrzeuge betroffen sind, gab es eine große Verunsicherung über die Verträglichkeit. Der Absatz des neuen Kraftstoffs stockt.

Röttgen zeigte sich zuversichtlich, dass mit der jetzt beschlossenen Informationskampagne das Vertrauen der Verbraucher in den neuen Kraftstoff steigen werde. Es gehe auch darum, die Abhängigkeit vom Öl zu verringern, sagte der Minister. Allerdings gebe es "keinen Königsweg". Röttgen betonte, dass für E 10 nur solche Kraftstoffe zugelassen seien, mit denen nachweislich 35 Prozent an Treibhausgasen eingespart werde. Zudem stammten 90 Prozent der verwendeten Rohstoffe aus Europa. Damit wandte der Minister sich gegen Vorwürfe von Umweltschützern, die eine zweifelhafte Umweltbilanz von Bio-Sprit kritisieren.

Allerdings konnten sich Regierung und Industrie nicht darauf verständigen, Autofahrer persönlich vom Kraftfahrtbundesamt anschreiben zu lassen, um sie über die Verträglichkeit des Sprits für ihr Auto aufzuklären. Beide Seiten hätten sich nicht darauf einigen können, wer die Kosten dafür trage, hieß es nach dem Treffen in Teilnehmerkreisen. Die Ausgaben hätten rund 20 Millionen Euro betragen. Auch ein Moratorium für die Einführung, wie es FDP-Politiker gefordert hatten, wird es nicht geben.

Der Automobilclub ADAC begrüßte die Entscheidung, an dem neuen Sprit festzuhalten. Die Automobilindustrie bekräftigte, dass sie die Bioenergie-Strategie der Bundesregierung unterstütze. Ethanol verfüge über gute Verbrennungseigenschaften, teilte der Verband mit. "Sowohl im Hinblick auf die Schadstoffemissionen als auch im Hinblick auf die Langlebigkeit der Motoren bestehen keine Bedenken." Der Automobil-Verband VDA wies darauf hin, dass Autofahrer sich vor allem über die sogenannte DAT-Liste darüber informieren könnten, ob ihr Fahrzeug den neuen Sprit verträgt. Sie sei sowohl im Internet unter www.dat.de als auch über die kostenfreien Hotlines abrufbar, die die Hersteller eingerichtet hätten.

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