Benedikt XVI.:Hamburger Erzbischof geht auf Distanz zum Papst

Die Rehabilitierung des Holocaust-Leugners Williamson durch den Papst sorgt weiter für Unmut: Jetzt hat sich Hamburgs Erzbischof Thissen in die Debatte eingeschaltet.

Der Hamburger Erzbischof Werner Thissen hat die Entscheidung von Papst Benedikt XVI. kritisiert, den Bischof und Holocaust-Leugner Richard Williamson wieder in die katholische Kirche aufzunehmen. "Einen Holocaust-Leugner zu rehabilitieren, ist immer eine schlechte Entscheidung", sagte Thissen dem Hamburger Abendblatt.

Benedikt XVI.: In der Kritik: Papst Benedikt.

In der Kritik: Papst Benedikt.

(Foto: Foto: dpa)

Vor der Entscheidung hätte besser recherchiert werden müssen, welche Meinungen Williamson vertritt. Da sei schlampig gearbeitet worden, sagte der Erzbischof. "Man hätte sich nicht nur ein Bild machen können, sondern müssen. Ob der Papst direkt oder seine Mitarbeiter, darüber kann man streiten."

Der Papst habe die Kluft zu den Traditionalisten überbrücken wollen, führte Thissen im Interview aus. Dass dessen Bemühen mit den unsäglichen Äußerungen Williamsons zusammenfielen, sei "furchtbar". Das Verhältnis zu den Juden und zur Ökumene habe durch die Entscheidung von Benedikt XVI. "faktisch Schaden erlitten".

"Das ist ganz klar ein Vertrauensverlust," sagte der Hamburger Erzbischof. Jetzt müsse "nachgearbeitet" werden. Wenn er dem Oberhaupt der Katholiken einen Rat geben würde, dann diesen: "Lieber Papst Benedikt, guck', was Du für Mitarbeiter hast, damit Du immer gut beraten bist!", sagte Thissen.

Kritik am Vatikan übte auch der Wiener Erzbischof Christoph Schönborn. "Wer die Shoah leugnet, kann nicht in seinem kirchlichen Amt rehabilitiert werden", sagte er am Sonntag dem österreichischem Sender ORF. Die Mitarbeiter des Papstes hätten den Fall Williamson nicht genau genug geprüft.

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