Belästigungsvorwürfe gegen US-Präsident:Trump wirft Senatorin Gillibrand vor, sie hätte für Wahlspenden alles getan

Lesezeit: 3 min

Hat sich mit ihren klaren Äußerungen den Zorn des Präsidenten zugezogen: die demokratische Senatorin Kirsten Gillibrand. (Foto: AFP)
  • Donald Trump hat eine demokratische Senatorin, die seinen Rücktritt fordert, auf Twitter persönlich attackiert.
  • Die Demokratin Kirsten Gillibrand habe ihn vor nicht allzu langer Zeit um Wahlspenden "angebettelt" und sei bereit gewesen, dafür alles zu tun.
  • Trumps Sprecherin Sarah Huckabee Sanders weist den Vorwurf zurück, Trumps Aussagen über Gillibrand enthielten eine sexuelle Andeutung.

Dass Donald Trump auf Kritik häufig mit zornigen Ausbrüchen reagiert, ist nicht neu. Die Art und Weise aber, in der der US-Präsident nun gegen Rücktrittsforderungen vorgeht, ist selbst für seine Verhältnisse bemerkenswert. Der demokratischen Senatorin Kirsten Gillibrand warf Trump am Dienstag via Twitter vor, ein "politisches Leichtgewicht" zu sein. Vor gar nicht allzu langer Zeit habe ihn die New Yorker Politikerin noch um Wahlkampfspenden "angebettelt" und sei bereit gewesen, dafür alles zu tun, so der Präsident. Politiker und Beobachter liberaler US-Medien werteten das als Andeutung, Gillibrand sei auch zu sexuellen Handlungen bereit gewesen.

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Gillibrand hatte sich zuvor öffentlich zu den erneut vorgebrachten Vorwürfen der sexuellen Belästigung gegen Trump geäußert. In einem Twitter-Statement forderte sie den Präsidenten auf, sein Amt niederzulegen. Für den Fall, dass er dies nicht freiwillig tun sollte, verlangte die Demokratin eine Untersuchung der Anschuldigungen im Kongress. Damit ist Gillibrand nicht allein: 54 Abgeordnete der Demokraten drängen inzwischen darauf, dass der Kongress die Vorwürfe gegen den Präsidenten prüft. Mehrere demokratische Senatoren fordern Trumps Rücktritt.

Trumps persönliche Attacke auf die demokratische Senatorin sorgte für heftige Gegenreaktionen. Unter anderem Elizabeth Warren, einflussreiche Parteifreundin von Gillbrand, sprang dieser zur Seite: "Versuchen Sie ernsthaft, Senatorin Gillibrand zu schikanieren, einzuschüchtern und sie als Schlampe hinzustellen?", schrieb sie auf Twitter an die Adresse des Präsidenten. Warren gilt als mögliche nächste Kandidatin der Demokraten fürs Weiße Haus.

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Trumps Tweet gegen Gillibrand sei "widerlich und erbärmlich, und natürlich offensichtlich nicht wahr", sagte die demokratische Fraktionsführerin im Repräsentantenhaus, Nancy Pelosi. Richard Blumenthal, demokratischer Senator aus Connecticut, erklärte Reportern vor dem Kapitol, mit seiner "sexistischen Verunglimpfung" beschmutze Trump sein Amt und schwäche seine Präsidentschaft.

Gillibrand: Trump kann nicht Millionen Frauen den Mund verbieten

Gillibrand selbst wies die Attacke als "sexistische Schmierenkampagne" zurück. Der Präsident wolle sie zum Schweigen bringen. Doch Trump könne nicht "Millionen von Frauen" den Mund verbieten, die anprangerten, welche Schande er ins Oval Office gebracht habe.

Gillibrands Forderung folgte auf den TV-Auftritt von drei Frauen, die Trump bereits vor dessen Präsidentschaft sexuelle Belästigung zur Last gelegt hatten. Am Montag wiederholten Jessica Leeds, Samantha Holvey und Rachel Crooks in der NBC-Sendung Megyn Kelly Today ihre Vorwürfe. In einer anschließenden Pressekonferenz appellierten sie an den Kongress, eine Untersuchung gegen den Präsidenten einzuleiten.

USA
:"Aber wir ziehen nicht unseren Präsidenten zur Rechenschaft"

Drei Frauen haben im US-Fernsehen ihre Vorwürfe wiederholt, wonach sie von Donald Trump sexuell belästigt worden sind. Sie fordern eine Kongress-Untersuchung. Das Weiße Haus wiegelt ab.

Leeds wurde nach ihren Angaben vor drei Jahrzehnten von Trump während eines Fluges betatscht, als sie zufällig neben ihm saß. Holvey war 2006 Kandidatin beim Schönheitswettbewerb "Miss USA", als dieser zum Trump-Imperium gehörte. Laut ihrer Schilderung kam der Unternehmer damals ohne Ankündigung in die Umkleideräume, als die Frauen dabei waren, sich umzuziehen. Crooks beschuldigt ihn, sie 2005 in einem Fahrstuhl auf den Mund geküsst zu haben.

Leeds sagte, der Fall Weinstein zeige, dass manche Männer inzwischen für ihr sexuelles Fehlverhalten zur Rechenschaft gezogen würden. "Aber unseren Präsidenten ziehen wir nicht zur Rechenschaft", kritisierte sie. Insgesamt werfen 16 Frauen Trump sexuelle Belästigung vor.

Trump-Sprecherin stellt Liste mit Entlastungszeugen in Aussicht

Das Weiße Haus hat die Vorwürfe stets als unwahr bezeichnet. Bei dieser Linie blieb Trump-Sprecherin Sarah Huckabee Sanders am Dienstag: Der Präsident habe die gegen ihn erhobenen Anschuldigungen bereits zurückgewiesen, und die Wähler hätten ihn im vergangenen Jahr trotz der Vorwürfe gewählt, sagte Huckabee Sanders. Auf den Gillibrand-Tweet des Präsidenten angesprochen sagte sie, nur eine Person mit einer schmutzigen Fantasie könne den Post als sexuelle Andeutung lesen. Sie kündigte an, eine Liste mit Augenzeugen vorzulegen, deren Angaben den Präsidenten entlasten würden - bislang liegt jedoch keine solche Liste vor.

Für Aufsehen hatte am Tag zuvor UN-Botschafterin Nikki Haley gesorgt. Trumps Abgesandte bei den Vereinten Nationen forderte, dass jede Frau, die sich als Opfer sexueller Übergriffe bezeichne, "angehört werden" sollte. Dies gelte auch für Frauen, die den Präsidenten eines solchen Fehlverhaltens bezichtigten.

Trump selbst wetterte auf Twitter gegen jene Frauen, die ihn der sexuellen Belästigung bezichtigen. Er sei das Ziel falscher Anschuldigungen von Frauen, die er nicht kenne "und/oder" niemals getroffen habe, schrieb der Präsident. Zumindest in einem Fall widerlegte das Magazin People am Dienstag Trumps Behauptung: Die frühere Korrespondentin der Zeitschrift, Natasha Stoynoff, wirft dem heutigen Präsidenten vor, ihr am Rande eines Interviewtermins 2005 in Trumps Resort Mar-a-Lago einen Kuss aufgezwungen zu haben. Das Magazin veröffentlichte als Beweis, dass Trump die Reporterin tatsächlich getroffen hat, ein Foto, dass Trump, Ehefrau Melania und das gesamte People-Team zeigt. Natasha Stoynoff steht auf dem Bild direkt neben Trump.

Der Präsident unterstellt indes eine Intrige des politischen Gegners. Die Demokraten hätten ihm keine Absprachen mit Russland nachweisen können und holten nun diese Vorwürfe hervor, schrieb Trump auf Twitter. Er beendete seine Wut-Nachricht wie so viele zuvor: "Fake News", fügte er hinzu.

© SZ.de/AP/AFP/jobr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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