Beerdigung von Edward Kennedy:Obama hält Trauerrede

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Ted Kennedy wird am Samstag beigesetzt - neben seinen Brüdern. Sein Nachfolger für den Senat wird erst in fünf Monaten gewählt, weshalb US-Präsident Obama im Ringen um die Gesundheitsreform eine Stimme fehlt.

Der "liberale Löwe" findet seine Ruhestätte in der Nähe seiner berühmten Brüder Robert und John Fitzgerald: Der im Alter von 77 Jahren verstorbene US-Senator Edward "Ted" Kennedy soll nach Angaben seiner Familie am Samstag auf dem Arlington-Nationalfriedhof bei Washington beigesetzt werden.

Barack Obama und Ted Kennedy bei einer Wahlveranstaltung im Jahr 2008: Der verstorbene Senator war ein Mentor des heutigen US-Präsidenten. (Foto: Foto: Reuters)

Wie die Washington Post berichtete, soll zuvor in Boston in Massachusetts, dem Heimatstaat Kennedys, eine Trauerfeier stattfinden. Dabei werde voraussichtlich auch US-Präsident Barack Obama sprechen, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Regierungskreise. Zu Ehren des Verstorbenen war am Mittwoch an Regierungsgebäuden im ganzen Land auf Halbmast geflaggt.

Ted Kennedy war am Dienstag auf dem Anwesen seiner Familie in Hyannis Port im US-Bundesstaat Massachusetts gestorben, er erlag einem bösartigen Hirntumor. Die Nachricht vom Tod des demokratischen Politikers löste weltweit Trauer und Bestürzung aus. Vor dem Anwesen der Kennedys drängten sich am Mittwoch mehr als hundert Journalisten. Die Polizei riegelte den Zugang zum Gelände ab, trauernde Bürger legten Blumen an den Absperrungen nieder.

Kennedys Angehörige sollten den Sarg am Donnerstag in einem Trauerzug nach Boston geleiten. Dort wird der Leichnam ab Freitag (10 Uhr Ortszeit, 16 Uhr mitteleuropäischer Zeit) in der John-F.-Kennedy-Bibliothek aufgebahrt. Am Nachmittag soll dort eine private Trauerzeremonie stattfinden.

Am anschließenden Gottesdienst in der römisch-katholischen Basilika "Our Lady of Perpetual" soll nach Angaben der US-Regierung auch Obama teilnehmen und eine Trauerrede halten. Kennedy hatte in der Basilika einst täglich für die Genesung seiner krebskranken Tochter Kara gebetet.

Am Samstagnachmittag (um 23 Uhr mitteleuropäischer Zeit) soll Kennedy auf dem Arlington-Nationalfriedhof an der Seite seiner Brüder, des ehemaligen US-Präsidenten John F. Kennedy und des Senators Robert Kennedy, zur letzten Ruhe gebettet werden. Beide Kennedy-Brüder waren in den sechziger Jahren Attentaten zum Opfer gefallen. Ted Kennedy kann auf dem Nationalfriedhof Arlington beerdigt werden, da er sowohl im US-Militär gedient hat als auch eine gewählte Amtsperson war.

Nach Angaben der US-Regierung ist eine Teilnahme Obamas an der privaten Beisetzung nicht geplant. Kennedy war ein Freund und Förderer des Präsidenten und galt als wichtiger Verbündeter für dessen Pläne zur Reform des US-Gesundheitswesens. Auch seinen Einzug ins Weiße Haus verdankt Obama zu einem Teil dem einflussreichen Senator, der im Wahlkampf im vergangenen Jahr dem eher unbekannten Politiker überraschend seine Unterstützung aussprach.

Obama fehlt wichtige Stimme im Senat

"Ein wichtiges Kapitel unserer Geschichte ist nun beendet", sagte US-Präsident Obama, für den Kennedy im Senat ein bedeutender Mentor war. "Unser Land hat einen großen Mann verloren, der den Stab von seinen gefallenen Brüdern übernahm und der größte Senator der Vereinigten Staaten in unserer Zeit wurde." Kennedy sei "eine einzigartige Figur in der amerikanischen Geschichte". Für seine Familie sei er Beschützer gewesen, für Amerika jedoch der Verteidiger eines Traums, sagte Obama.

Nach Kennedys Tod schworen führende Demokraten ihre Parteifreunde erneut auf die Gesundheitsreform ein. "Wir verpflichten uns aufs Neue auf die Gesundheitsreform", sagte der demokratische Abgeordnete Chris Van Hollen. Kennedys Partei- und Senatorenfreund Robert Byrd forderte, zu Ehren des Verstorbenen Streitigkeiten um das Großprojekt beizulegen und eine "zivilisierte Debatte" zu führen.

Das Reformpaket solle, wenn es Gesetz geworden sei, nach Kennedy benannt werden. Die Präsidentin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, erinnerte an den Wahlparteitag der Demokraten vor rund einem Jahr, als Kennedy die Gesundheitsreform zum "Anliegen seines Lebens" erklärte.

Mit Kennedys Tod wird es für Obama dennoch nicht einfacher, seine Reformpläne durchzusetzen: Im US-Senat fällt eine wichtige Stimme für das Projekt weg. Kennedys Sitz wird erst in etwa fünf Monaten bei einer gesonderten Wahl in dem von ihm vertretenen Bundesstaat Massachusetts neu vergeben. Der Senator hatte vor seinem Tod vergeblich versucht, ein entsprechendes Gesetz so zu ändern, dass sein Sitz noch vor den entscheidenden Abstimmungen des Jahres besetzt werden könnte. Der dem linken Flügel der Demokraten zugerechnete Kennedy hatte sich stets für soziale Belange stark gemacht, vor allem die Bildung und das Gesundheitswesen.

Würdigung von Ban Ki Moon und Merkel

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon würdigte Kennedy mit ungewöhnlich persönlichen Worten. "Ich hege die größte Hochachtung und Bewunderung für Kennedy", sagte Ban auf einer eigens einberufenen Pressekonferenz in New York. Dieser habe sich unermüdlich für unterprivilegierte Menschen eingesetzt. "Seine Unterstützung für die Vereinten Nationen ist mir enorm zugute gekommen."

Bundeskanzlerin Angela Merkel schrieb: "Deutschland und Europa verlieren mit Senator Kennedy einen guten und geschätzten Freund." Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier nannte ihn "eine herausragende Persönlichkeit, die ein Vorbild und ein Vorkämpfer für Gerechtigkeit und Frieden war".

© sueddeutsche.de/AFP/Reuters/dpa/mati - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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