Bedford-Strohm und Kardinal Marx:"Das Willkommen war nicht nur ein Event, dem jetzt der Kater folgt"

Bedford-Strohm und Kardinal Marx: Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx (li.) und der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm.

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx (li.) und der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Zwei Kirchenmänner unterstützen Merkels Flüchtlingspolitik: Der EKD-Ratsvorsitzende Bedford-Strohm und Kardinal Marx halten Mauern und Stacheldraht für unchristlich.

Von Matthias Drobinski

Die Spitzenvertreter der katholischen und der evangelische Kirche in Deutschland kritisieren die geplante Verschärfung der Asylgesetze, unterstützen aber insgesamt den Kurs von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Merkel habe ihn "beeindruckt" mit ihrem Versuch, "Humanität und Steuerung zusammenzubringen", sagte Heinrich Bedford-Strohm, der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Der Süddeutschen Zeitung in einem gemeinsamen Interview mit dem Münchner Kardinal und Bischofskonferenzvorsitzenden Reinhard Marx.

Marx sagte, bei den geplanten Reformen der Asylgesetze sehe man einiges kritisch"; es komme jetzt darauf an, "dass das Grundrecht auf Asyl nicht angetastet wird, dass alle Menschen eine faire Behandlung bekommen, und dass europäische Grenzen nicht zu Todesgrenzen werden." Bedford-Strohm erklärte, es sei sinnlos, Flüchtlinge bis zu sechs Monaten in Sammelunterkünfte zu zwingen; auch das Konzept der sicheren Herkunftsstaaten werfe Fragen auf.

"Wir werden uns in 20 Jahren an das erinnern, was in diesen Wochen passiert", sagte Marx. Bedford-Strohm erklärte: "Das Willkommen war nicht nur ein Event, dem jetzt der Kater folgt. Da waren Menschen mit einer Grundhaltung am Werk".

Entscheidend sei nun, im Umgang mit der Flüchtlingskrise einen Ansatz der Zuversicht und nicht der Angst zu wählen. Beide Kirchenverantwortliche sagten aber auch, dass man die Mühen der Integration nicht unterschätzen dürfe. ´Wir müssen verhindern, dass sich die verschiedenen Gruppen, Ethnien, Religionen im Land abgeschlossene Welten schaffen", sagte Marx. Allerdings gehe die Furcht vor einer drohenden Islamisierung Deutschlands "an der Realität vorbei", ergänzte Bedford-Strohm.

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