Barack Obama:Keine Entschuldigungs-Tour

Es soll kein "Blick zurück" werden, sondern die Vision von einer Welt ohne Atomwaffen stärken: Der erste US-Präsident besucht Hiroshima.

Von Sacha Batthyany, Washington

Als Präsident Barack Obama im November 2009 zum ersten Mal in seiner Amtszeit Japan besuchte, äußerte er den Wunsch, eines Tages auch nach Hiroshima zu kommen. Nun, sieben Jahre später, ist es so weit. Josh Earnest, ein Sprecher Obamas, sagte am Dienstag, der US-Präsident werde Ende Mai, nach dem G-7-Gipfel in Japan, der Stadt Hiroshima und dem Mahnmal zum Atombombenabwurf eine "historische Visite" abstatten. Obama unterstreiche damit sein Engagement für Frieden und Sicherheit "in einer Welt ohne Atomwaffen", so Earnest. Begleitet werde der US-Präsident vom japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe. Damit ist Obama der erste amtierende Präsident, der den Ort besuchen wird, wo US-Streitkräfte 1945 eine Atombombe namens "Little Boy" abgeworfen hatten, die 140 000 Menschen das Leben kostete. Die Bombenabwürfe über Hiroshima und Nagasaki zwangen Japan zur Kapitulation im Zweiten Weltkrieg.

Obamas Vorgänger im Weißen Haus hatten allesamt auf eine Reise nach Hiroshima verzichtet, "aus Angst, ihr Besuch würde als Entschuldigung aufgefasst", sagt Peter Kuznick, Professor an der American University in Washington. "Richard Nixon war noch nicht im Weißen Haus, als er in Hiroshima war. Jimmy Carter traute sich erst hin, nachdem er sein Amt niedergelegt hatte." Noch heute werde in den USA heftig darüber diskutiert, ob der Abwurf der Bomben erst über Hiroshima und drei Tage später über Nagasaki gerechtfertigt war. Vor allem bei älteren Menschen halte sich der "Mythos", so Kuznick, dass die Atombomben den Pazifikkrieg beendet hätten. "Das Argument, es wären sonst noch viel mehr Soldaten wie Zivilisten gestorben - und zwar auf beiden Seiten ", höre man auch unter Historikern bis heute.

Barack Obama: Die Vorhut des Präsidenten: John Kerry (2. von rechts) besuchte im April als erster US-Außenminister die Gedenkstätte in Hiroshima.

Die Vorhut des Präsidenten: John Kerry (2. von rechts) besuchte im April als erster US-Außenminister die Gedenkstätte in Hiroshima.

(Foto: Jonathan Ernst/AFP)

Bereits im April hatte John Kerry als erster Außenminister der USA das Mahnmal in Hiroshima besucht. Er sprach anschließend von einer "herzzerreißenden Erfahrung", die jeder machen sollte. "Es ist eine Erinnerung daran, was einzelne Entscheidungen in Kriegen mit Menschen machen, einer ganzen Region, einem ganzen Land." Es sei "unsere Aufgabe", so schrieb Kerry in das Gästebuch der Gedenkstätte, die Gefahr, die von Nuklearwaffen ausgehe, zu bannen. Die Vereinigten Staaten verfügen über eines der größten Nuklearwaffen- Arsenale der Welt.

Der G-7-Gipfel in Japan findet am 26. und 27. Mai in der Region Ise-Shima zwischen Tokio und Osaka statt. Zuvor wird Obama auch Vietnam besuchen. Dies trug ihm von seinen politischen Gegnern sofort den Vorwurf ein, er mache sich zu einer "Entschuldigungs-Tour" auf, eine Kritik, die Obama seit Jahren begleitet. Doch Präsidenten-Sprecher Earnest betonte, es gehe dem Präsidenten nicht um eine Entschuldigung und nicht um einen "Blick zurück", vielmehr um seine Vision von einer Zukunft ohne Nuklearwaffen. Dies sei ein Schwerpunkt seiner Präsidentschaft, sagte Earnest und erinnerte daran, dass Obama 2009 dafür den Friedensnobelpreis erhalten habe. "Er führt mit seiner Reise nach Hiroshima fort, was er damals begann.

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