Baltikum:Litauen entsorgt Sowjet-Denkmäler

Workers prepare Soviet-time statues for dismantling in Vilnius

Auf der Grünen Brücke in Vilnius werden Statuen aus der Sowjet-Zeit abgebaut.

(Foto: Ints Kalnins/Reuters)

Die Heldenstatuen aus kommunistischer Zeit waren baufällig. Aber vor allem passten sie nicht mehr ins nationale Selbstverständnis.

Von Frank Nienhuysen

Der Bauer und die Bäuerin, dazu ein Packen Getreide, das ist das eine Denkmal. Die anderen drei: Soldaten der Roten Armee, Arbeiter der Industrie, Studenten als Sinnbild für den sozialistischen Bildungsauftrag. Vier Skulpturen zierten seit 1952 die Grüne Brücke, die sich in Litauens Hauptstadt Vilnius über die Neris spannt. Für viele Litauer sind es veraltete Relikte, für andere Monumente als Zeichen der sowjetischen Vergangenheit, für Touristen ein Fotomotiv, für das sie nicht weit gehen müssen. Die Grüne Brücke verbindet die Altstadt von Vilnius mit einem der modernen Stadtteile. Jetzt ließ die Stadt die Bronzeskulpturen demontieren. Damit entledigte sich der Baltenstaat, seit 2004 Mitglied der EU, eines weiteren Symbols seiner sowjetischen Geschichte.

Der Bürgermeister von Vilnius, Remigijus Šimašius, sagte - ganz besorgtes Stadtoberhaupt -, jetzt seien die Fußgänger wieder sicher. Experten hätten den Zustand der Denkmäler für derart gefährlich eingestuft, dass bei starken Winden der Bürgersteig hätte geschlossen werden müssen. Zugleich bezeichnete er die Werte, welche die Statuen ausdrückten, als "große Lügen über das Sowjetsystem". Larissa Dmitrijewa, Leiterin des Verbandes der Russen in Litauen, hält die Demontage dagegen für eine "populistische Aktion".

Was nun aus den Skulpturen wird, ist offiziell noch nicht geklärt. Womöglich sind sie ein Fall für den Grūtas-Park. Der Touristenort im Süden Litauens ist ohnehin gespickt mit demontierten Denkmälern. Lenin sitzend, Lenin stehend - dort kommt der Revolutionär noch zu Ehren.

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