Balkan-Kriege:"Kapetan Dragan" muss sich stellen

DRAGAN VASILJKOVIC - ARRESTED IN SYDNEY ON TORTURE CHARGES

Kommandierte serbische Paramilitärs im Jugoslawien-Krieg: Dragan Vasiljkovic.

(Foto: Mzwele/dpa)

Neun Jahre nach seiner Festnahme wird der frühere serbische Milizenführer Dragan Vasiljković an Kroatien ausgeliefert.

Von Bernhard Küppers, Wien

Neun Jahre nach seiner Festnahme in Australien wird Dragan Vasiljković unter der Anklage von Kriegsverbrechen an Kroatien ausgeliefert. Laut Berichten der Zagreber Medien index und Jutarnji list wird seine Überstellung am Donnerstag auf dem Zagreber Flughafen erwartet. In serbischen Medien als "Kapetan Dragan" gefeiert, war Vasiljković in den ersten Jahren der jugoslawischen Kriege Anführer serbischer Milizen in der Krajina gewesen. Dieses Gebiet Kroatiens war damals noch großenteils von Serben besiedelt.

Dem 61-Jährigen werden von der kroatischen Staatsanwaltschaft die Folterung und Ermordung gefangener Soldaten und Polizisten Kroatiens und zivile Opfer zur Last gelegt. Vasiljković befehligte serbische Milizen im Gebiet der Stadt Glina, als Egon Scotland, Korrespondent der Süddeutschen Zeitung, 1991 von tödlichen Schüssen getroffen wurde. Scotland hatte sich in einem Auto mit Presse-Schild dem umkämpften Gebiet genähert. Kroatien ersuchte bereits 2005 Australien um die Auslieferung Vasiljkovićs. Seit 2006 befand er sich dort mit einer kürzeren Unterbrechung in Haft. Anfechtungen des Beschlusses verzögerten die Auslieferung jedoch.

Vasiljković wurde 1954 in Belgrad geboren. Seine Eltern waren mit ihm nach Australien ausgewandert, wo die Familie die australische Staatsbürgerschaft annahm. Später erwarb Vasiljković, der sich inzwischen Daniel Snedden nannte, einen Pilotenschein in den USA. Bei Kriegsbeginn 1991 war er Ausbilder und Kommandeur serbischer Polizei-Spezialtruppen in dem aus Belgrad gesteuerten Aufstand der Krajina-Serben gegen Zagreb. Später leitete er einen "Fonds Kapetan Dragan" für serbische Kriegsinvaliden und Angehörige von Gefallenen. In einem Gespräch mit dem damaligen SZ-Korrespondenten in Belgrad sagte er, Scotland sei wohl von einer "verirrten Kugel" getroffen worden.

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