Bahnsicherheit:Augen im System

Um Haaresbreite sind Menschen auf dem Bonner Hauptbahnhof einem Terroranschlag entgangen. Ob die Täter auf Kameras gut zu erkennen waren, wird man nie erfahren. Es gab dort zwar eine funktionierende Kamera. Aber: Sie sendete nur Live-Bilder, gespeichert wurde nichts. Der Grund dafür: Ein unsägliches Kompetenzgerangel.

Ein Kommentar von Daniela Kuhr

Kuenftig mehr Videoaufzeichnungen an Bahnhoefen

Künftig mehr Videoaufzeichnungen an Bahnhöfen? Überwachungskamera der Polizei in Braunschweig

(Foto: dapd)

Was sich Ostern 2011 an einem Berliner U-Bahnhof abgespielt hat, war unfassbar. Ein Mann liegt am Boden, ein anderer tritt immer wieder gegen seinen Kopf. Viele haben die Bilder gesehen, denn die Aufzeichnungen einer Videokamera wurden im Fernsehen und im Netz gezeigt. Der Täter war gut zu erkennen. Kurz nach der Tat stellte er sich.

Vielleicht waren auch die Täter des versuchten Bombenanschlags am Bonner Hauptbahnhof gut zu erkennen gewesen. Doch das wird man nie erfahren. Zwar gab es dort ebenfalls eine Kamera, sie funktionierte auch. Aber: Sie sendete nur Live-Bilder, gespeichert wurde nichts.

Der Grund dafür: nicht etwa eine Panne, sondern ein unsägliches Kompetenzgerangel zwischen Bahn und Bundespolizei über die Frage, wer die Aufzeichnung hätte veranlassen müssen. Ein Sicherheitsgipfel, wie ihn Bahn-Chef Rüdiger Grube nun angekündigt hat, ist daher dringend nötig.

Denn anders als das Flugzeug funktioniert die Bahn als ein offenes System. Jeder kann spontan zu einem Gleis gehen und in einen Zug einsteigen, ohne sich und sein Gepäck vorher kontrollieren lassen zu müssen. Das ist unkompliziert, und deshalb ist die Bahn als Transportmittel auch so attraktiv.

Es liegt im Interesse aller, dass es dabei bleibt. Dafür aber müssen Verantwortlichkeiten klar geregelt sein. Das jetzige Gerangel ist vor allem: unverantwortlich.

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