Bahn:Die mal wieder

München-Berlin: Man hätte die Bahn so gern mal gefeiert!

Von Jan Heidtmann

Die Bahn und die Häme, das sind zwei müde Schwestern. Keine Irritation ist da zu blöd, keine Verfehlung zu klein, um nicht Stoff für die große Erzählung zu liefern: die Bahn mal wieder. Hämegeschichtlich hat das Unternehmen damit die Nachfolge der Telekom angetreten; auch, weil diese Erzählungen heute genauso öde sind, wie sie es schon damals waren. Deshalb hätte man die Bahn jetzt gerne einmal gefeiert, vier Stunden von Berlin nach München - einfach klasse. Bei der Elbphilharmonie hat das ja auch geklappt, Baukosten explodierten, Bürger waren wütend, Politiker desavouiert. Doch kaum stand das Ding dann da, war begeisterte Ruhe.

Und nun das: Verspätungen auf der neuen Hochgeschwindigkeitstrasse. Am Freitag zwei Stunden auf der Strecke von Berlin nach München, am Sonntag dann in umgekehrter Richtung: vorläufige Endstation in Erfurt. Zehn Milliarden Euro hat das Bahnprojekt gekostet, technisch wurde das Neueste vom Neuen verbaut. Vom Standpunkt der Häme wären damit neue Höhen erreicht, Stuttgart 21 oder auch der Flughafen Berlin-Brandenburg. Angemessen ist das nicht.

Der Bahn ist das alles sehr peinlich, ein Schatten auf dem Prestigeprojekt. Sie verweist auf die vielen Züge, die es mehr oder weniger pünktlich nach Berlin und München geschafft haben. Vielleicht hilft einfach etwas Gelassenheit. Der Fortschritt, das ist ja bekannt, ist eben eine Schnecke.

© SZ vom 11.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: