Badespaß:Schwimmende Felle

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Wie die Freibäder in Deutschland ausgerechnet mit Hunden eine durchwachsene Saison retten wollen.

Von Laura Hertreiter

Wenn die letzten Badegäste aus den Freibädern abgezogen sind, kommen die Hunde. Sie toben über die leeren Liegewiesen, hecheln vom Beckenrand direkt ins Wasser, dann: planschende Pfoten. Hunde-Schwimmtage reihen sich nahtlos ein in das Angebot für der Deutschen liebstes Haustier. Es gibt Hunde-Wellnesshotels, Hunde-Surfkurse, Hunde-Ernährungsberatungen. Aber auch für Freibäder zählt jeder Besucher, egal ob zwei- oder vierbeinig - gerade, wenn die so geschäftsfördernden Hundstage eher verregnet sind.

Nun ist gutes Wetter ja oft eine subjektive Sache: Wie war der Sommer aus Sicht der Freibadbetreiber? "Bescheiden", sagt Alexander Mitschke, Sprecher der Bäderbetriebe Frankfurt, zu denen auch das Brentanobad gehört, eines der größten Freibäder Europas. In einem guten Sommer hat es bis zu 200 000 Besucher. In diesem gerade mal 89 000. Dann macht Mitschke, was Menschen in der Branche gern tun: Er denkt an den Sommer 2003 zurück. "Ein Champagnerjahr. Das bräuchten wir mal wieder", sagt er, "ein hartnäckiges Azorenhoch, das den Leuten so richtig auf die Nerven geht, weil sie nachts vor Hitze nicht schlafen können."

Sind planschende Hunde die Lösung, damit auch Freibadbetreiber wieder ruhiger schlafen? Im vergangenen Jahr seien knapp 1000 Hunde zu den sechs Hundeschwimmtagen im Frankfurter Silo-Freibad gekommen, sagt Mitschke. "Das ist viel, aber es rettet uns nicht die Saison."

Auch im Norden Deutschlands war 2017 für Freibadbetreiber eher Sprudel als Champagner. Michael Dietel vom Hamburger Bäderland-Verbund meldet etwa 50 000 Besucher weniger als im Vorjahr, das Wetter sei zu wechselhaft gewesen. Überrascht hat ihn das nicht: In den vergangenen 18 Jahren habe es nur fünf richtig gute Freibadsommer gegeben.

Im Süden hingegen ist man "zufrieden", wie ein Sprecher der Stadtwerke München sagt. In Bayern waren die Sommermonate schöner als im Rest des Landes, die Liegewiesen voller als im Jahr zuvor. Vor allem im Juni herrschte überdurchschnittlich trockene Hitze. In Baden-Württemberg war der Frühsommer ebenfalls so gut, dass der herbstliche August den Badbetreibern weder Bilanz noch Laune verderben konnte.

Unmut herrschte in Deutschlands Freibädern in dieser Saison eher über die Ausbreitung fremder Arten: Im Frankfurter Brentanobad schlug der Streit über dort lebende Gänse kürzlich hohe Wellen. Ihr Kot gefährde Kinder, hieß es, Eltern waren entsetzt. Als man die Vögel zum Abschuss freigab, waren Tierschützer entsetzt. Und in Freiburg wehrten sich Frauen vergeblich gegen männliche Bademeister in Deutschlands ältestem Damenbad. Bei all diesen Empfindlichkeiten ist es umso erstaunlicher, dass man sich nun seit ein paar Jahren Hunde in die Bäder holt.

"Immer wieder mal motzt einer", sagt Alexander Mitschke von den Frankfurter Bädern. Er verweist darauf, dass strenge Hygienevorschriften eingehalten werden und das Wasser anschließend abgelassen wird. Vor zwei Jahren, anlässlich des ersten Hundebadetages im Rhein-Sieg-Kreis, hatte die Lokalpresse davor gewarnt, den Lebensbereich der Tiere derart auszuweiten: Man müsse dann wohl auch bald in Sauna und Fitnessstudio mit Hunden rechnen.

© SZ vom 08.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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