Hans-Ulrich Rülke, der Fraktionschef der FDP im Stuttgarter Landtag, hat unlängst Post bekommen, ein Schreiben der Landeswahlleiterin. Die Dame hatte ein paar kritische Fragen an Rülke, es ging um das Thema Teigwaren. Die FDP hat bei der baden-württembergischen Landtagswahl am 27. März ein erbärmliches Ergebnis eingefahren, 5,3 Prozent. Rülke persönlich holte auch nur 6,9 Prozent im Enzkreis.
An der Landeswahlleiterin ist es nun zu ermitteln, ob sich der Gymnasiallehrer selbst diese Stimmen mit Fertigprodukten erkaufen musste. Ein Bürger hat Einspruch eingelegt gegen Rülkes Einzug in den Landtag.
Rülke, 49, ist in der Gegend um Pforzheim für seinen furchtlosen Häuserwahlkampf berüchtigt. Hunderte Klinken putzt er an einem Tag, bei Bedarf halten einstweilen Hilfskräfte von den Jungen Liberalen misstrauische Hofhunde in Schach. Einmal, es war 2006, rief ein potentieller FDP-Wähler die Polizei, weil er einen Einbrecher am Werk vermutete.
Für den unwahrscheinlichen Fall, dass die liberalen Argumente nicht sofort verfangen, bringt Rülke den Bürgern auch stets ein Präsent mit. Als er Mitte März bei einer Familie in Knittlingen-Kleinvillars klingelte, rief die Mutter: "Sie waren das doch 2006 mit dem Kochlöffel!"
2011 hatte Rülke dann folgerichtig Spätzle im Trolley, 6000 Packungen, 50 Cent das Stück, so hat er das jetzt rundheraus mitgeteilt. Er glaube nicht, dass man "für 50 Cent eine Stimme kaufen kann". Jedenfalls nicht die einer alten Dame im März. "De Spätzle", eröffnete sie ihm in breitem Schwäbisch, "reibe mir immer no selbscht."